Gaisbauer - © Foto: Furche

Brief #77: Altwerden ist eine Schule für Zustimmung

19451960198020002020

Über die Herausforderung, Ja zum eigenen Alter zu sagen.

19451960198020002020

Über die Herausforderung, Ja zum eigenen Alter zu sagen.

Werbung
Werbung
Werbung

Liebe Frau Hirzberger!

Als ich in meinem letzten Brief kritisch über die Sängerin Charli XCX schrieb und vor allem über das neue Modewort brat heftig die Nase rümpfte, wurde dies in meinem familiären Umfeld nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. Ich solle doch eher meine Welt erklären, meinte man, und mich nicht zu Kultur- oder besser: Kulterscheinungen äußern, die inzwischen doch ziemlich weit von mir entfernt sind. Taylor Swift zum Beispiel oder eben Charli XCX.

Mein familiäres Umfeld hat recht: Mir ist diese Musik tatsächlich nicht wichtig. Und für ihre Botschaften, so sie welche hat, bin ich nicht der Adressat. Mich interessiert sie als sinnliche Deutung der Zeit, in der ich lebe – mit ihren schrillen Gegensätzen zwischen existenzialistischer Larmoyanz und aggressivem Aufschrei. Ich muss aber nicht entscheiden zwischen Ablehnung oder Zustimmung. Ich kann sie einfach für mich abstellen.

Ja, Zustimmung. Dieses Wort geht mir seit geraumer Zeit im Kopf herum. Weil es wirklich mit meiner Welt zu tun hat. Als müsste ich schön langsam etwas lernen, was ich noch nicht kann. Mich hat dieses Wort richtig angesprungen. Und lässt mich nicht mehr los. Ich habe es bei einem sehr edlen und leider vergessenen Philosophen entdeckt. Josef Pieper, er wäre heuer 120 Jahre alt geworden. Er spricht von Zustimmung als von der Überzeugung, dass es gut ist, zu leben. Zustimmung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung