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DISKURSBrief #73: Sehnsucht nach Geborgenheit
Radiopionier Hubert Gaisbauer schreibt in der dialogischen FURCHE-Kolumne über die bereichernde Beziehung zu seinen Enkelkindern, denen er gerne gehorcht.
Radiopionier Hubert Gaisbauer schreibt in der dialogischen FURCHE-Kolumne über die bereichernde Beziehung zu seinen Enkelkindern, denen er gerne gehorcht.
Liebe Frau Hirzberger!
Nach der Lektüre Ihres jüngsten Briefes hatte ich wieder einmal die ganz simple Erleuchtung: Es kommt darauf an, ob und wann man im Leben gelernt hat, dass alles seine Zeit hat. Festhalten und Loslassen. Ich registriere natürlich deutliche Unterschiede zwischen meinem Verhalten und dem meiner Kinder ihren Kindern gegenüber. Aber eins will ich mir jetzt immer wieder ins Bewusstsein rufen: Ich bin nicht mehr verantwortlich dafür, was meine Kinder oder Enkelkinder zum Beispiel essen. (Wobei ich als Nachkriegskind sofort jede Lanze für Butter brechen will – trotz meiner leicht erhöhten Cholesterinwerte.) Ich sage mir: Du kannst dich gar nicht mehr verantwortlich fühlen! Du weißt gar nicht, was die Kinder und die längst erwachsenen Kindeskinder so alles „zu sich nehmen“. Wörtlich und im übertragenen Sinn.
Du kannst nur vertrauen: Wenn du Richtiges gesät hast, wird schon Richtiges aufgehen. Und hoffen, dass das Falsche ihnen nicht schadet. Ob sie nun auf Studienaustausch in Alaska sind oder im Schwimmbad neben ihrem Handy dösen. Loslassen. Alles andere ist vorbei. Wie unterschiedlich das bei den Generationen einst und heute ist, weiß ich einfach zu wenig. Nur eines ist mir immer wieder bei Befragungen aufgefallen: die hohe Zustimmung der Jungen zu der Institution Familie. Sehnsucht nach Geborgenheit. Wahrscheinlich.
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