HIrzberger - © Foto: Furche

Brief #62: Ich habe mich für meinen Narzissmus geschämt

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In der Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch.

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In der Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch.

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Lieber Herr Gaisbauer!

Angeblich stärken Pechnelken auch die Abwehrkräfte ihrer Nachbarpflanzen. Und Lila ist noch dazu eine meiner Lieblingsfarben. Ich gehe Ihrer Pechnelke also gern auf den Leim. Ich kann es nachvollziehen, dass Sie als Fan Thomas Bernhard verteidigen. Trotzdem konnte der jugendlich aufbrausende Teil dem Köder in Ihrem vergangenen Brief nicht widerstehen. Ein Grund war, wie Sie auch selbst beschreiben, dass es so viele Fotos von Thomas Bernhard gibt. Und ja, auch weil beim Durchklicken dieser Bilder das Wort „narzisstisch“ meine Gedanken streifte. „Dann erst recht“, dachte ich mir, und ich antwortete Ihnen. Provokation als Spielaufforderung begegnet mir immer wieder. Meist initiieren sie Männer mit ähnlichem sozialem und kulturellem Hintergrund. Wahrscheinlich liegt diese Beobachtung an meiner selektiven Wahrnehmung. Oder könnte es vielleicht doch sein, dass männliche Personen eher Lust an der Provokation empfinden? Was meinen Sie?

Im Rampenlicht stehen

Auch ich möchte Bernhard rechtfertigen, denn das Persönlichkeitsmerkmal „narzisstisch“ tragen alle Menschen in sich. Ich habe mich für meinen Narzissmus lange geschämt, manchmal tue ich das noch heute. Als meine Volksschullehrerin fragte, wer bei der Nikolausfeier den Kasperl spielen will, schnellte meine Hand im Bruchteil einer Millisekunde nach oben. Dass ich dafür Texte auswendig lernen und regelmäßig zu Proben gehen muss oder vielleicht Lampenfieber bekomme, war für mich in diesem Moment überhaupt kein Thema.

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