„Life is a cabaret ...”: Im Berliner Amüsierlokal der wilden Twenties läßt der Conferencier die Puppen tanzen, draußen färben sich im Frühling die Blätter braun. Noch singt man „Welcome and bienvenue stranger”, aber schon wird die „Umvolkung” angeprangert. Bernd Palma hat das Musical „Cabaret” für das Klagenfur-ter Stadttheater als Tanz auf dem Vulkan inszeniert und ein Wechselbad von Ekstase und tiefster Betroffenheit verabreicht. Was noch vor 20 Jahren als retrospektives Filmerlebnis mit Liza Minelli erlebt wurde, ist heute beklemmende Gegenwart, berechtigte
Eine von guten Ideen sprühende Neuinszenierung der Oper „Carmen“ hatte am Stadttheater Klagenfurt Premiere. Verantwortlich dafür zeichnet der Franzose Robert Fortune, der mit hoher Sensibilität der Oper von Georges Bizet neue Akzente gab, ohne mit der Tradition grundsätzlich zu brechen. So ließ er seine Carmen im Schlußbild nicht vor, sondern in der Arena erstechen, und während des Vorspiels zum letzten Akt in den Proszeniumlogen zwei Toreros die kultische Handlung des Ankleidens vollziehen.Das schwarze Drama von Leidenschaft und Hörigkeit fand im Orchestergraben hervorragende
Für das Stadttheater Klagenfurt hat Werner Prinz sein Regie-Laken über die Brecht/Weill-Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ gezogen, was dem vollsaftigen Werk nicht sonderlich gut bekam. Laut Programmheft hatte der aus Kärnten stammende Tanztheater-Guru Hans Kresnik dem Ensemble „choreographische Impulse“ gespendet, die sich bis zur Premiere verflüchtigt hatten. Im Orchestergraben hingegen fand die Weill-Oper mit all ihren Finessen, Schlagern und Kako- phonien statt. Dirigent Alexander Drcar und das Kärntner Sinfonieorchester, aber auch Chor und Solisten sorgten dafür,
Perfekt war die Gala, schwer der Abschied: Mit einem vollendeten Liederabend verabschiedete sich am Montag die Sängerin Christa Ludwig vom Publikum des Carinthi- schen Sommers, dem sie seit dem Jahr 1971 die Treue gehalten hatte. Und schon vor Beginn dieser Abschiedsgala in der Ossiacher Stiftskirche wurde offenkundig, daß es in Kärnten weit mehr Ludwig-Fans als Sitzplätze in der Barockkirche gibt.Wer aber eine der begehrten Karten für dieses letzte Konzert der Ludwig und gleichwohl letzte Konzert im 25. Carinthischen Sommer erwerben konnte, hatte einen Gewinn gemacht. Ihn erwartete ein
Moritaten - quer durch Zeiten und Länder - kredenzte das K&K Experimentalstudio des Komponisten Dieter Kaufmann dem Publikum des Carinthischen Sommers gleichsam quer über den Ossiacher See. Auf dem Linienschiff „Ossiach“ hörte man von Mördern, losen Dirnen, gefallenen Unschuldslämmern und brünstigen Förstern,und zwar unter dem Motto „Köpfchen unterm Wasser“. Immerhin durfte man acht Uraufführungen beklatschen. Kaufmann-Gattin Gunda König zum Beispiel zeigte komödiantische Perfektion, Dieter Kaufmann selbst gab etlichen Feschaks und Knilchen Gestalt und Stimmgewalt.
Mit der Maxime, europäische Komödie spielen zu wollen, begibt sich das heurige Ensemble Porcia auf aktuellen Europakurs und in der Tat: In dieser Saison lacht man auf Italienisch, Englisch, Französisch und Wienerisch.Gleich zu Saisonauftakt gab 's eine österreichische Erstaufführung und zwar die neue Übersetzung von Molieres „Schule der Frauen" durch Ernst Stankovski. Für manche recht ungewohnt, hat der vielseitige Schauspieler und Autor Ernst Stankovski den komödiantischen Edelstein Molieres neu geschliffen. Ein gutes Stück seiner Arbeit fiel allerdings dem roten Stift der
Drei Teile, drei Komponisten, drei Schauplätze. Dazu ein Chor, ein Kammerensemble und vier Solisten das große Ossiach-Spiel zum 25-Jahr-Jubiläum im Hof, im Barocksaal und in der Kirche des Stiftes uraufgeführt. Den ersten Teil dieses Historienspiels über das Stift Ossiach vertonte der erst 23 Jahre alte Kla-genfurter Bartolo Musil. Allerdings mußte er sich zuvor mit dem sperrigen Text von Herbert Vogg auseinandersetzen. Der Lorbeer für diesen Teil ging aber eindeutig an den jungen Komponisten, der mit Klangmalerei das Libretto überpinselt.Höchst wirkungsvoll die Austat-tung von Karin
Beim Carinthischen Sommer, der heuer zum 25. Mal stattfindet, geht es nicht nur um musikalische Genüsse - wie den außerordentlichen Auftakt mit den Wiener Philharmonikern -, sondern auch um das heißumkämpfte Stift Ossiach.Ein neuer Pächter macht dem Paradefestival Kärntens neue Sorgen und alle hoffen schon im nächsten Jahr auf das heißersehnte happy end. Die Hoffnung nährten vor allem die eröffnungsredenden Politiker von Bundes-präsi-denten abwärts. Schenkt man ihnen glauben, so wird im kommenden Sommer bereits das Land Kärnten Besitzer des Stifts sein. Heuer gab es zum Jubiläum
Eine „Geliebte Stimme", zwei Inszenierungen. Das Stadttheater Klagenfurt hat Jean Cocteaus Monolog „Die geliebte Stimme" für einen Abend zweifach aufgearbeitet: Als Schauspiel und als Oper. Es geht imi die Alltagstragödie einer verlassenen Frau, deren Geliebter eine andere geheiratet hat. Was ihr bleibt, ist seine Stimme am Telefon.Das ergibt auch schon den Pferdefuß für die Inszenierung. Was sonst als allerletztes Hilfsmittel gilt, wird hier wichtigstes Requisit: Das Telefon. Mit dem schwarzen Ding am Ohr hat die Schauspielerin eine Stunde lang Schicksal zu spielen.Intendant Dietmar
Die Kärntner Landesgalerie präsentiert in der Kunsthalle Ritter erstmals eine Gastaussteliung mit Arbeiten des New Yorlter Objel(tkünstlers Halm Steinbach.
Wer zur Zeit die Kärntner Landesgalerie in der Kla-genfurter Burg besucht, wrird gleich beim Eintritt irritiert sein: Heimo Zobernig hat mit einer weißgestrichenen Plattenwand den Blick auf die Burgkapelle im Parterre verplankt und somit einen räumlichen Eingriff vollzogen. Nur durch einen schmalen Spalt kann man die barockeKapelle mit Fromillerfresken erreichen. Diese Installationen des in Wien lebenden Kärntners, der Österreich bereits bei der Biennale von Venedig und der Kassler documenta vertreten hat, entzieht sich der tradierten Kunstdefinition. Man kann sie ebenso als
Das Seelendrama „Fräulein Juüe" von August Strindberg heute auf die Bühne zu bringen, bedarf schon etlicher Klimmzüge durch die Regie. Das Klagenfurter Stadttheater ist noch dazu das Wagnis mit dem Gastspiel des Laibacher „Theatre Mladinsko" in slowenischer Sprache eingegangen. Eduard Miler hat Strmd-jergs Parabel eines radikalen Geschlechterkampfes radikal inszeniert, „Fräulein Julies" Weg in den Wahnsinn kann auch von jenen nachvollzogen werden, welche der slowenischen Sprache nicht mächtig sind.Hervorragend Nataša Barbar» Gracner als exaltierte Titelheldin, drastisch Pavle
Beinahe in Vergessenheit geraten war das CEuvre des Kärntner Malers Felix Esterl (1894-1931). Zu Unrecht, wie eine derzeit aus Anlaß des 100. Geburtstags des Künstlers stattfindende Ausstellung in der Kärntner Landesgalerie beweist.Esterl war ein Frühvollendeter, mit 37 Jahren starb er an Blinddarmdurchbrach und hinterließ ein Gesamtwerk von höchstens 100 Bildern, die sich überwiegend im Privatbesitz befinden.Esterls Schaffen ist für die österreichische Kunst der Zwischenkriegszeit typisch. Ausgehend von der traditionel en Malerei mischen sich Impressionismus, Jugendstil und später
Zurück und vor ist dieselbe Länge. Hinaus und hinein J ist dieselbe Enge." - Das Seelendrama des Peer Gynt, der auszog, um der Realität zu entfliehen, ist derzeit im Klagenfur-ter Stadttheater als faszinierendes Gesamtkunstwerk zu erleben. Diese geglückte Koproduktion mit dem Landestheater Salzburg ist zwar als Tcinztheater konzipiert, läßt aber auch Henrik Ibsen mit wichtigen Passagen (Sprecher: Reinhardt Winter) zu Wort kommen und verleiht Solvejg die Sopranstimme von Gabriela Vranceanu. Dirigent Ivan Parik verwirklicht sensibel die Komposition von Edvard Grieg und holt aus dem
Ein starker Mann und 21 starke Frauen dominieren zur Zeit die Klagenfurter Privatgalerie Slama. Bei den Frauen handelt es sich um Künstlerinnen aus Kärnten, Salzburg und Wien, das Mannsbild heißt „Herkules”. Er ist allerdings nicht der Held aus dem klassischen Altertum, sondern aus der Kärntner Sagenwelt: Mit einer Keule soll Herkules den bösen Lindwurm erschlagen haben, wofür sein steinernes Denkmal den Klagenfurter Lindwurmbrunnen ziert. „Herkules”, arg ramponiert, ist in Wien generalsaniert worden und hätte dieser Tage wieder auf seinen neuen Platz zurückkehren sollen.
Äußergewöhnlich ist Intendant Dietmar Pflegerls Inszenierung des „Der Mann von La Mancha" von Wasser-mann/Leigh, • die Rrutalität und Sanftmut erbarmungslos aneinanderprallen läßt. Im effektvoll tristen Rühnenbild Volker Montags ist das Geschehen auf Körpersprache und Lichtregie reduziert und lebt vor allem von stringenter Personenführung.Karl Merkatz ist als Don Quixote der unbestrittene Star der Aufführung, berührend und sensibel, wahrhaftig in Ausdruck und Emotion. Leider bringt er trotz annehmbarer Gesangsstimme das von Alexander Drcar temperamentvoll geleitete
Fröhlichkeit nach einer Puccini-Oper besitzt Seltenheitswert. Im Klagen-furter Stadttheater hat Regisseur Oli-vier Tambosi „Manon Lescaut" - gewollt oder ungewollt - zur Tragikomödie umgestylt und auf diese Weise dem Publikum zu Heiterkeit verhol-fen. Da geisterten nicht nur Fellini-Ideen durch das Melodram um die gefallene Schönheit, Manon selbst durfte im Stile der fünfziger Jahre gleichsam als „Manonilyn Monroe" in schäfchenweicher Polsterbühne die Altherrenwelt betören.Ausstatter Frank Philipp Schlöß-mann protzte mit Symbolen, Zitaten und Metaphern, der neue