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Telefon- Tragödie

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Eine „Geliebte Stimme", zwei Inszenierungen. Das Stadttheater Klagenfurt hat Jean Cocteaus Monolog „Die geliebte Stimme" für einen Abend zweifach aufgearbeitet: Als Schauspiel und als Oper. Es geht imi die Alltagstragödie einer verlassenen Frau, deren Geliebter eine andere geheiratet hat. Was ihr bleibt, ist seine Stimme am Telefon.

Das ergibt auch schon den Pferdefuß für die Inszenierung. Was sonst als allerletztes Hilfsmittel gilt, wird hier wichtigstes Requisit: Das Telefon. Mit dem schwarzen Ding am Ohr hat die Schauspielerin eine Stunde lang Schicksal zu spielen.

Intendant Dietmar Pflegerl hatte dieses Un-Stück schon vor Jahren für die Schauspielerin Sabine Sinjen in Szene gesetzt und nun für Klagenfurt aufgewärmt. Und überhaupt wirkte dieses Kairuner-spiel aus den fünfziger Jahren reichlich aufgewärmt. Sabine Sinjen beschwört und beschwichtigt mit nordischem Temperament, das aber in Österreich nicht immer den Ton trifft. Außerdem: Frauen reagieren heute anders als das männerangepaßte Weibchen mit Hang zu hohen Telefonrechnungen.

Zum Vergleich gibt’s nach der Pause die Opernfassung der Telefonitis von Francis Poulenc. Und hier schlägt nicht nur die Zeitlosigkeit des musikalischen Ausdrucks durch: Die Sopranistin Marion Sylvestre (diesmal mit rotem Telefon) setzt auf Leidenschaft und Gefühlsausbrüche, aber auch auf ihre dunkel tim-brierte, prächtige Stimme. Sie kann die Ohnmacht des nicht mehr Geliebtwerdens nicht fassen und wird zu einer zeitlosen Frauenfigur.

Hervorragend die Regie von Olivier Tambosi, der die Verzweifelte durch eine immer näher kommende Mauer in die Enge treibt. Hervorragend auch die Orchesterleistung der Kärnter Symphonie unter Alexander Drčar.

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