Stadt Land Fluss - © Canva KI-Generator/I. Frahndl

Der Kampf ums Land

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Migration spielt eine zentrale Rolle in der Polarisierung zwischen Stadt und Land, wie die Nationalratswahlen zeigen.

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Migration spielt eine zentrale Rolle in der Polarisierung zwischen Stadt und Land, wie die Nationalratswahlen zeigen.

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Die Ergebnisse der Nationalratswahlen zeigen bemerkenswerte Aspekte. Auffällig ist etwa, dass die drei Parteien, die einen liberaleren Kurs in der Migrationspolitik vertreten (SPÖ, Grüne, Neos), in urbanen Gebieten überproportional erfolgreich waren. Im Gegensatz dazu schnitten die Parteien mit einem restriktiveren Ansatz (FPÖ, ÖVP) vor allem im ländlichen Raum besser ab. Das ist insofern interessant, als die meisten Migranten in Städten leben. Die härtere Haltung gegenüber Migration – mit bedeutsamen Ausnahmen wie Wien Favoriten und Floridsdorf – wird vor allem von jenen unterstützt, die nicht direkt von Zuwanderung betroffen sind.

Gleichzeitig zeigt sich, dass die urbane Wohnbevölkerung in den Wahlergebnissen unterrepräsentiert ist. Weil in den Städten die meisten Migranten leben, gibt es hier auch den höchsten Anteil nichtwahlberechtigter Personen. Fast jeder fünfte in Österreich lebende Mensch ist nicht wahlberechtigt – Tendenz steigend. In manchen Bezirken Wiens sind es sogar über 40 Prozent. Das liegt nicht nur am Zuzug, sondern auch am strengen Einbürgerungsrecht. Von den 19,7 Prozent ausländischen Staatsbürgern in Österreich sind neun Prozent hier geboren oder leben seit über zehn Jahren im Land. Das trägt zur Unterrepräsentation liberaler Kräfte im Parlament bei, was Migrationsthemen betrifft.

Interessant ist auch, dass die Strategie der ÖVP, den harten Migrationskurs der FPÖ zu übernehmen, nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Im Gegenteil: Noch nie hat die ÖVP so viele Wähler an die FPÖ verloren. Während früher der „Kampf um Wien“ das zentrale Duell für die FPÖ war, scheint es nun der „Kampf ums Land“ zu sein. Welche Ängste bewegen die ländliche Bevölkerung, und warum eignet sich Migration hier so gut als Projektionsfläche? Das sollten sich alle fragen, die künftig mitregieren wollen.

Die Autorin ist Professorin für Migration und Integration an der Donau-Universität Krems.

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