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FPÖ

DISKURS
Streitgespräch Wolfgang Mazal/ Stephan Schulmeister - © Foto: Clemens Fabry

Darf man als Christ:in die FPÖ wählen?

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Die Freiheitlichen haben sich unter Herbert Kickl radikalisiert. Kann eine solche Partei aus christlicher Perspektive eine Option sein? Ein Streitgespräch zwischen Stephan Schulmeister, Sprecher des "Bündnis Demokratie und Respekt", sowie dem Präsidenten des Katholischen Laienrats, Wolfgang Mazal.

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Die Freiheitlichen haben sich unter Herbert Kickl radikalisiert. Kann eine solche Partei aus christlicher Perspektive eine Option sein? Ein Streitgespräch zwischen Stephan Schulmeister, Sprecher des "Bündnis Demokratie und Respekt", sowie dem Präsidenten des Katholischen Laienrats, Wolfgang Mazal.

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Vor den sonntäglichen Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hat Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, die rechtsextreme AfD als "nicht wählbar" für Christinnen und Christen bezeichnet. In Österreich gibt es bis dato keine vergleichbaren bischöflichen Aussagen in puncto FPÖ. Einzelne Initiativen finden freilich deutliche Worte.

Vergangene Woche warnte etwa das "Bündnis Demokratie und Respekt" vor einem "Volkskanzler Kickl" und dem Ende der liberalen Demokratie - mit dabei u.a. neben dem Ökonomen und Sprecher Stephan Schulmeister auch der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner und die Katholische Aktion Österreich. Demgegenüber hat der Katholische Laienrat Anfang August vor "parteipolitischer Vereinnahmung" der christlichen Soziallehre gewarnt. DIE FURCHE hat den Präsidenten des Laienrats, den Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal, und Stephan Schulmeister zur Debatte gebeten.

DIE FURCHE: Seit Tagen gibt es Aufregung über die Wahlplakate der FPÖ. Auf einem prangt der Slogan: „Euer Wille geschehe“. Was halten Sie von diesen Plakaten?

Wolfgang Mazal: Ich halte sie für peinlich, anbiedernd und demokratietheoretisch falsch. Es ist völlig unklar, wessen Wille wie eruiert werden kann. Es ist zudem klar der Versuch, sich an christliche Kreise anzunähern. Aber ich bin der festen Überzeugung, christliche Kreise wissen das einzuordnen. Für sie ist das eher kontraproduktiv.

Stephan Schulmeister: Dem kann ich mich durchaus anschließen, aber ich würde ergänzen, dass das sehr typisch für die Persönlichkeit des Herrn Kickl ist. Menschen, die ganz davon abhängig sind, die Zuwendung von jeweils unterschiedlichem Publikum zu bekommen, treten eben mit unterschiedlichen Gesichtern und mit unterschiedlicher Sprache auf.

Einmal schimpft Herr Kickl, führt Fahndungslisten und ist stolz darauf, rechtsextrem zu sein. Das andere Mal, jetzt zur Nationalratswahl, wird er sanfter und gibt sich christlich in der Hoffnung, ÖVP-Wähler in sein Lager zu ziehen. Peinlicherweise macht aber die ÖVP dasselbe auf der anderen Seite - in der Hoffnung, FPÖ-Wähler zu gewinnen. Das ist halt eine degenerierte Politik, die nur mehr den Wahlerfolg im Fokus hat und nicht die Frage: Wie wollen wir die Gesellschaft verändern, wie soll Österreich wirklich aussehen in 15 Jahren?

Mazal: Diese Doppelgesichtigkeit ist allerdings nicht nur ein Problem von Kickl und Co., sondern aller Politiker. Herr Babler hat vor einigen Jahren die Kreuze abmontieren lassen - und jetzt wirbt er mit katholischer Soziallehre. Das ist auch nichts anderes. Das ist State of the Art einer fehlgeleiteten Politikberatung - quer durch alle Parteien.

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