Kirchliche Würdenträger machen sich auf Demonstrationen gegen Rechtspopulisten rar - Kirchliche Würdenträger machen sich in Österreich auf Demonstrationen gegen Rechtspopulisten rar. - © Foto: Getty Images / Heinz-Peter Bader

Das Kreuz der Kirchen mit der FPÖ

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Die Abgrenzung der Kirchen gegenüber Rechtspopulisten bleibt hierzulande vage – ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo die Kirchen mit Worten und Taten klare Kante zeigen. Eine Analyse.

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Die Abgrenzung der Kirchen gegenüber Rechtspopulisten bleibt hierzulande vage – ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo die Kirchen mit Worten und Taten klare Kante zeigen. Eine Analyse.

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Die Kirchen in Deutschland zeigen harte Kante gegenüber der AfD. Der Ausschluss des saarländischen AfD-Landtagsfraktionsvizes, Christoph Schaufer, aus einem Ehrenamt in einer katholischen Pfarre beschäftigt etwa mittlerweile sogar den Vatikan. In Sachsen-Anhalt wurde dem evangelischen Pfarrer Martin Michaelis wegen Nähe zu der Partei, die der deutsche Verfassungsschutz als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft hat, der Pfarrauftrag entzogen. Ist ein Kreuz auf dem Wahlzettel für eine rechtspopulistische Partei als Christ oder Christin vertretbar? Die Antwort der Kirchen in Deutschland auf diese Frage fällt einhellig aus und lautet „Nein“.

Nicht erst vor der EU-Wahl hatte sich der Konflikt weiter zugespitzt. Die bekanntgewordenen „Remigration“-Fantasien, die bei einem Treffen Rechtsextremer in Potsdam im Bundesland Brandenburg ventiliert wurden, fachten die Debatte an. Bei den darauffolgenden Demonstrationen nahmen in fast allen Großstädten auch Bischöfe und Bischöfinnen teil. Als in Österreich im Frühjahr ähnliche Kundgebungen stattfanden, suchte man hohe geistliche Würdenträger vergeblich.
Generell gibt es hierzulande keine klaren Ansagen kirchlicher Führungskräfte in Richtung der FPÖ. Zu Einzelfällen hatten sich Kirchenvertreter freilich immer wieder geäußert. Man erinnere sich an die Dispute, die sich Kardinal Christoph Schönborn mit dem ehemaligen FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache lieferte – etwa wegendessen Hochhaltens eines Kreuzes bei Wahlkampfreden. Im Jahr 2020 besuchte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler die griechische Insel Lesbos als demonstrative Absage an die von der damaligen Regierungskoalition zwischen ÖVP und FPÖ propagierte Abschottungspolitik.

Auch seitens der evangelischen Kirche gab es anlassbezogen immer wieder Kritik an der freiheitlichen Politik. Der ehemalige evangelische Bischof Michael Bünker kritisierte etwa den Slogan „So wahr mir Gott helfe“, den der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer – pikanterweise selbst evangelischer Christ – im Wahlkampf 2016 plakatieren ließ. Bekannt ist, dass sich der Bischof damals mit seiner Kritik innerhalb der evangelischen Kirche keinesfalls nur Freunde machte.

Keine klaren Ansagen

Zu lange scheint die Freiheitliche Partei in Österreich schon im politischen Mainstream angekommen zu sein, als dass es mit genereller Kritik seitens Kirchen etwas zu gewinnen gäbe, lautet die nicht laut ausgesprochene Logik vieler kirchlicher Entscheidungsträger. Offen bleibt, wo die Kirchen in Bezug auf die FPÖ, die sich unter der Leitung Herbert Kickls zwar nochmals radikalisiert hat, aber im Gegensatz zur AfD nicht als rechtsextremer Verdachtsfall gilt, die Grenzen ziehen. Dieser Tage debattierten die katholischen Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Mariazell über die politische Lage in Österreich nach der EU- und im Vorfeld der Nationalratswahl am 29. September.

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