Jerusalem - © Foto: Getty Images / AFP / Menahem Kahana

Israel: Hoffnung, ein freies Volk zu sein

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Der verheerendste Angriff gegen Juden seit mehr als 80 Jahren jährt sich erstmals. Die persönliche Rückschau eines Ex-Botschafters auf den Überlebenskampf seines Landes.

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Der verheerendste Angriff gegen Juden seit mehr als 80 Jahren jährt sich erstmals. Die persönliche Rückschau eines Ex-Botschafters auf den Überlebenskampf seines Landes.

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Die Whatsapp-Meldung von unserer Schwiegertochter am Morgen des 7. Oktober war seltsam: „Wir haben Verständnis dafür, wenn ihr wegen der Ereignisse nicht kommt.“ Ein Familientreffen, die Geburtstagsfeier unserer Enkel, war für den Vormittag geplant. Wenige Minuten später heulten schon die Sirenen, und ein dumpfes Gefühl der Unsicherheit entstand. Was ist los? Es muss schon sehr schlimm sein, wenn die Sirenen, sogar in Jerusalem, ununterbrochen heulen.

Zu diesem Zeitpunkt war der schlimmste Angriff gegen Juden seit mehr als 80 Jahren im vollen Gange. Tausende Hamas-Terroristen, gefolgt von einem hasserfüllten und blutrünstigen Mob, drangen vom Gazastreifen in den Süden Israels ein. Sie setzten Felder in Brand, brannten Häuser samt ihren Einwohnern nieder – Babys, Kinder, Frauen, Männer und Greise – Hauptsache, sie waren Juden. In einem Feld in der Nähe des Kibbuz Reim, wo ein Musikfest stattfand, vergewaltigten sie junge Frauen, um sie gleich danach brutal zu schlachten. Über 1200 Menschen wurden in diesen Stunden ermordet und circa 200 Geiseln nach Gaza entführt. Viel wurde schon über diese Horrorstunden geschrieben, trotzdem bleibt es unvorstellbar.

Ziel: Die Auslöschung Israels

Im Jahr 1967 war ich ein Jugendlicher. Ich erinnere mich an das Gefühl der Gefahr, als Ägypten, Syrien und Jordanien Israel zu vernichten drohten. Freunde aus dem Ausland boten Zufluchtsplätze an. Im Mai 1967 schien der Traum eines unabhängigen jüdischen Staats an seinem Ende. Im Jahr 1973 war ich schon ein Reservesoldat. Als die Sirenen am Versöhnungstag (Jom Kippur) heulten, weil Ägypten und Syrien wieder versuchten, Israel von der Landkarte zu löschen, waren wir entsetzt, überrascht, aber entschlossen, unser Land und unsere Gesellschaft zu retten. 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg befinden sich 101 Israelis, zwischen zwei und 80 Jahren alt, in den Händen der Hamas-Terroristen in Gaza. Mehr als 140.000 Israelis sind Flüchtlinge im eigenen Land. Tausende Raketen und Bomben werden täglich von der Hisbollah im Libanon auf den Norden Israels geschossen, und zusätzlich schicken die Huthi aus dem Jemen wie auch das iranische Regime Raketen auf die Zivilbevölkerung Israels. Der Iran macht kein Hehl daraus, dass es so seinen Einfluss in dieser Region verstärkt im Rahmen der Weltverbreitung des schiitischen Islams.

Israel hat seit seiner Entstehung wenige ruhige Zeiten erlebt. Wir leben in einer Nachbarschaft, die uns auch heute nicht akzeptieren will. Was uns immer wieder zum Überleben verholfen hat, war das Bewusstsein, dass wir kein anderes Land haben und dass wir nur gemeinsam und aus eigener Kraft unsere Zukunft bauen können

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