Das Ferien-Dilemma
FOKUSÜbergriffe bei Feriencamps: Beobachterrolle als Schlüssel
Kinderschutzkonzepte reduzieren das Risiko von direkter oder indirekter Gewalt in Feriencamps – und verpflichten Betreuer(innen) zu einem aufmerksamen Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Kinderschutzkonzepte reduzieren das Risiko von direkter oder indirekter Gewalt in Feriencamps – und verpflichten Betreuer(innen) zu einem aufmerksamen Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Nach den jüngsten Berichten zu mutmaßlichen Missbrauchsvorfällen in Ferienbetreuungseinrichtungen stellen sich viele Mütter und Väter die Frage: Woran erkennt man, dass der Nachwuchs in der elternlosen Zeit in guten Händen ist? Gibt es eine Art „Gütesiegel für Ferienbetreuungseinrichtungen“? Bundesweite Standards und Qualitätssicherungssysteme für alle Anbieter(innen) im Kinder- und Jugendbereich, die seit Jahren vehement vom Verband der Österreichischen Kinderschutzzentren gefordert werden, könnten hier Abhilfe schaffen. Gesetzlich verpflichtend sind diese Schutzmaßnahmen allerdings nicht.
Die Bandbreite der von den Experten empfohlenen Schutzfaktoren im Feriencamp reicht dabei von einem kindgerechten Beschwerdemanagement vor Ort, der Installation von Rückzugsorten, dem Mitspracherecht der Kinder bei Aktivitäten im Camp-Alltag, dem richtigen Umgang von Nähe und Distanz, dem Auswahlprozedere der Betreuer(innen), der Möglichkeit, die Eltern jederzeit zu kontaktieren u. v. m. „Kinderschutzkonzepte können Gewalt nicht zu hundert Prozent verhindern, minimieren aber das Risiko“, sagt Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez vom „Netzwerk Kinderrechte“.
Sollten Eltern also grundsätzlich im Vorfeld mit Betreiber(inne)n von Ferienlagern Gespräche über Kinderschutzkonzepte führen? „Das ist nicht immer notwendig“, sagt Hedwig Wölfl, Leiterin der Kinderschutzorganisation „Die Möwe“ und stellvertretende Vorsitzende im Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren. „Handelt es sich um die Jungschargruppe, mit der das Kind bereits zum fünften Mal mitfährt, ist die Frage überflüssig. Ohnehin ist es für Kinder optimal, als Gruppe – also als Pfadfindergruppe, Jungschargruppe oder Sportgruppe – ins Ferienlager zu fahren. Der große Vorteil dabei ist, dass Eltern und Kinder die Betreuungspersonen bereits persönlich kennen.“ Empfehlen würde sie ein Vorabgespräch dann, wenn das Kind unter 14 Jahre alt ist und eines besonderen Schutzes bedarf – bzw. wenn weder das Kind noch die Eltern die Anbieter(innen), die Organisation, die Betreuungspersonen oder andere mitteilnehmende Kinder kennen.
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