Benefizlauf gegen den Ukraine-Krieg: 13 Mal von Wien nach Mariupol
Zwei Elfjährige wollten ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen – und initiierten einen Benefizlauf. Über das Anrennen gegen die Ohnmacht.
Zwei Elfjährige wollten ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen – und initiierten einen Benefizlauf. Über das Anrennen gegen die Ohnmacht.
Bombardierte Schulen und Spitäler, Mädchen und Buben, die ihr Leben verloren, Väter in Schützengräben, Mütter und Kinder auf der Flucht, ältere und gebrechliche Menschen, die zurückbleiben, nicht mehr versorgt werden können. Es waren die Nachrichten und Bilder aus der Ukraine, die bei Jennifer Pally und Louisa Neumeister einen Entschluss reifen ließen: Sie beschlossen, aktiv zu werden, nicht mehr länger untätig und ohnmächtig der Katastrophe gegenüberzustehen, sie beschlossen zu handeln. So entstand die Idee eines Benefizlaufs mit Sponsoren, die pro Meter bzw. Strecke Geld spendeten. Auf diese Weise sollten Mittel für jene Menschen „erlaufen“ werden, die unter den Folgen des Krieges leiden.
Der Fassungslosigkeit gegenüber dem Weltgeschehen aktiv zu begegnen, daran dachten nicht nur die beiden: Die Gymnasiastinnen hatten mit ihrer Idee einen Nerv bei vielen Mitschüler(inne)n getroffen. Was zuerst nur ein Anliegen zweier Freundinnen war, wuchs sich zu einem bundesweiten Projekt aus. Unter dem Titel „LAUFerstehen – Run 4 Ukraine“ beteiligten sich binnen Wochen 30 katholische Schulen in Österreich an dem Charity Run, um weitere Gelder zu lukrieren. Clemens Paulovics, Bereichsleiter für Bildung an Ordensschulen, zeigt sich begeistert, wie rasant das Solidaritäts-Projekt gewachsen ist, auch was die Zahl an involvierten Bildungsstätten betrifft: So wären ursprünglich von den Grazer Ursulinen 2022 Kilometer als Zieldistanz geplant gewesen – das entspricht der Strecke von Wien nach Mariupol. Am Ende legte die große Zahl an Schüler(inne)n jedoch mehr als 26.400 Kilometer zurück – also 13 Mal diese bezeichnende Strecke. In Summe wurden Spenden in der Höhe von rund 160.000 Euro erlaufen.
Jennifer Pally und Louisa Neumeister geben sich mehr als zufrieden vom Ausmaß, das ihre Idee angenommen hat: „Irgendwie helfen, das war der Gedanke dahinter. Offenbar empfanden das viele Gleichgesinnte ähnlich.“ Letztlich war es der Hartnäckigkeit der beiden Elfjährigen zu verdanken, dass die Aktion überhaupt initiiert wurde. Ursulinen-Direktorin Sr. Anna Elvira Kurz war von der Idee, einen Benefizlauf zu veranstalten, anfangs nicht wirklich überzeugt. Allen voran, weil im vergangenen Herbst ein ähnliches Event für Hilfsprojekte in Botswana stattgefunden hatte. Ein erneuter Charity-Lauf erschien ihr zu zeitnah.
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