Untiefe

Vedran Džihić über unmenschliche Untiefen und wie sich Demokratien dagegen zu Wehr setzen

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Die Autokratisierung der Gesellschaften geht schleichend voran. Ebenso die Salonfähigkeit eines xenophoben, rassistischen und rechtsextremen Diskurses. Ein Appell, sich zur Wehr zu setzen.

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Die Autokratisierung der Gesellschaften geht schleichend voran. Ebenso die Salonfähigkeit eines xenophoben, rassistischen und rechtsextremen Diskurses. Ein Appell, sich zur Wehr zu setzen.

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Ende 2023 gab der republikanische Herausforderer Trump seinem Lieblingssender Fox News ein Interview. Dort versprach er vollmundig, im Falle seiner Wiederwahl nicht zum Diktator zu werden, um gleich den mittlerweile berühmt-berüchtigten Sager nachzuschieben: „Nein. Nein, abgesehen vom ersten Tag“. Damals wie heute standen die USA vor der Wahl zwischen einem Demokraten – nun mit Kamala Harris einer Demokratin, die die Verfassung und Checks and Balances respektiert, und einem skrupellosen Egozentriker, dem die eigene Macht wichtiger ist, als die höchsten Ansprüche der US-Demokratie.

Kleine und große Diktatoren, Autokraten und Despoten „für einen Tag“ dieser Welt eint die unbändige Liebe zur Macht, die sie auch buchstäblich über Leichen gehen lässt. Und sie eint die Tendenz, dass sie – einst an der Spitze des Systems angekommen – skrupelloser agieren, die demokratischen Institutionen und Verfahren schrittweise desavouieren und abbauen, bis von der Demokratie nichts mehr als Gerippe bleibt. In einer Welt, die in der Zwischenzeit kein besserer Ort geworden ist – die Anzahl der Autokratien ist gestiegen, die blutigen Kriege in der Ukraine und in Gaza prägen die Nachrichten, Russland ist zu einer brutalen Diktatur geworden – ist die autoritäre Gefahr größer denn je. Der globale Konkurrenzkampf zwischen liberalen Demokratien und autoritären Systemen aller Couleur hat längst auch den Westen erreicht.

Ungarn als Paradebeispiel für Autokratisierung

Der autoritäre Geist heutzutage setzt sich langsam durch. Von gradueller, schleichender Autokratisierung spricht man in der politikwissenschaftlichen Literatur. „Die neuen autoritären Politiker und Bewegungen brechen Schritt für Schritt aber durchaus systematisch das Rückgrat der Demokratie“, wie es der ehemalige ungarische Premierminister Gordon Bajnai einmal ausdrückte. Und dies alles ohne Blutvergießen, ohne Gewalt und Vertreibungen, mit samtenen, aber vom unbändigen Machtwillen getränkten Handschuhen.

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