"Concordia Sozialprojekte" im Kosovo: Essen, Musik, Hoffnung
Im Kosovo will die Hilfsorganisation „Concordia“ Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien und Communitys neue Lebensperspektiven eröffnen. Ein Lokalaugenschein.
Im Kosovo will die Hilfsorganisation „Concordia“ Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien und Communitys neue Lebensperspektiven eröffnen. Ein Lokalaugenschein.
Wer durch die pittoreske Altstadt von Prizren – der zweitgrößten Stadt im Kosovo – mit ihren schicken Cafés spaziert, würde es kaum für möglich halten: Nur wenige Gehminuten entfernt herrscht bittere Armut. Etwa in einer Hinterhofsiedlung unweit des Busbahnhofs, wo Elvana* mit ihrer Familie lebt. Der Putz bröckelt von der weißen Fassade, das Geschirr stapelt sich auf Plastiktabletts auf dem dreckigen Boden. 24 Personen leben auf engstem Raum, darunter Elvanas kranker Mann und ihre 14 Kinder. 100 Euro beträgt die Miete für das kleine Haus mit zwei Zimmern, noch einmal so viel kosten Strom, Müllabfuhr und Wasserversorgung. In Summe weit mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Monatslohns im Kosovo, dem neben Moldau ärmsten Land Europas.
Um Familien wie diese kümmert sich „Concordia Sozialprojekte“. Die österreichische Hilfsorganisation ist seit 30 Jahren auf dem Balkan aktiv, seit Kurzem auch im Kosovo. Vor einem Jahr übernahm die österreichische Hilfsorganisation das Bildungs- und Sozialzentrum „Tranzit“. Das Zentrum wurde vom Jesuitenorden gegründet, sollte aber aufgelassen werden, obwohl der Bedarf weiterhin groß ist. Heute sind dort Kindergarten, Hort und Musikschule unter einem Dach. Etwa 60 Kinder und Jugendliche können hier Musik machen, Tischfußball spielen, in Betreuung lernen. Die Nachhilfe ist von größter Wichtigkeit: Fallen nämlich Kinder einmal aus dem Schulsystem, schaffen sie es meist nicht mehr zurück. Das engagierte Betreuerteam tut alles, damit es nicht so weit kommt.
Bis zu 90 Prozent ohne Arbeit
Die meisten Kinder, die hierherkommen, gehören einer der drei sogenannten RAE-Minderheiten an – ein Sammelbegriff für Roma, Aschkali und Balkanägypter. Armut und Bildungsferne sind in diesen Gruppen besonders verbreitet, bis zu 90 Prozent sind arbeitslos. „Diese Minderheiten werden zwar gesellschaftlich nur wenig diskriminiert, sehr wohl aber systematisch vom Staat benachteiligt“, sagt Erxhan Galushi, Minderheitenvertreter im kosovarischen Parlament. Ihre Dokumente etwa würden oft nicht anerkannt, auch hätten sie es schwerer, öffentliche Stellen zu bekommen.
„Unsere Kinder stammen aus bildungsfernen Familien, sind aber sehr motiviert“, ergänzt Lehrerin Sarandra Berisha, die im „Tranzit“-Zentrum Nachhilfe gibt. „Viele sind aus der Schule geflogen oder besuchen zum ersten Mal eine. Es ist nicht leicht, aber ich liebe den Job, und ich liebe diese Kinder.“
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