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In der Vorweihnachtszeit werden Einkaufsstress und Konsumwahn zelebriert. Nächstenliebe als ursprünglicher Inhalt des Festes hat beinahe seine Bedeutung verloren. Wer sich aber ein wenig umschaut, findet zahlreiche Möglichkeiten, dem Fest wieder seinen Sinn zu geben.

Eine der wohl bekanntesten Spendenaktionen der Weihnachtszeit feiert Geburtstag: Licht ins Dunkel wird heuer 30 Jahre alt. Auch dieses Jahr überträgt der ORF am 24. Dezember wieder die Gala, bei der Prominente die Anrufe von Spendenwilligen entgegennehmen. Umgerechnet 109 Millionen Euro sind seit der ersten Sendung am 24. Dezember 1973 zusammengekommen. Aber auch andere Organisationen hoffen auf die weihnachtliche Freigiebigkeit der Österreicher.

Da ist zum Beispiel David, ein zwölfjähriger Junge aus Kiew, der Unterstützung braucht. Die vergangenen Jahre hat er auf der Straße verbracht, sein Schlafplatz war neben Heizungsrohren in einem unterirdischen Kanal. Weihnachten war für ihn ein Tag wie jeder andere. Heuer wird es anders sein: David wurde in einem Heim für Straßenkinder aufgenommen. Ein Bett, warme Mahlzeiten und Menschen, die sich um ihn kümmern, fianziert durch die Caritas Österreich. 45 Euro kostet es, ein Straßenkind für eine Woche in dem Heim zu versorgen. Und es warten noch unzählige Kinder auf diese Möglichkeit.

Überleben und ein Pyjama

Aber das ist nur eines der zahlreichen Projekte, die man durch die Caritas-Aktion "Sinnvoll schenken" unterstützen kann. "Spender können sich bei der Caritas in ihrem Bundesland melden, wo sie sich ein Projekt aussuchen, das sie unterstützen möchten", erklärt Hemma Spreitzhofer von der Caritas Österreich. Zum Erlagschein gebe es dann auch noch einen Gutschein, den man seinen Lieben unter den Weihnachtsbaum legen könne. Gespendet wurde dann sozusagen in deren Namen. "Für den Spendenbetrag gibt es nach oben natürlich keine Grenze", lacht die Caritas-Mitarbeiterin, "55.000 Euro würden zum Beispiel für 2.500 Bauernfamilien in Malawi im südlichen Afrika das Überleben bis zur nächsten Ernte sichern." Schließlich wendet sich die Aktion nicht nur an Privatpersonen, sondern auch an Firmen, die etwa auf Weihnachtsgeschenke für ihre Mitarbeiter verzichten und stattdessen anderweitig Gutes tun wollen.

Eine weitere Caritas-Weihnachtsaktion ist die Suche nach dem "hilfsbereiten Christkindl". "Wir betreuen in unseren Einrichtungen viele Kinder mit kleinen Weihnachtswünschen, die wir ihnen aber nicht erfüllen können. Das geht von einem neuen Pyjama bis zum ferngesteuerten Auto." Bis 8. Dezember werden nun Spendenwillige gesucht, die sich bei der Gratishotline 0800 880 280 melden und dort bekannt geben, wie viel sie spenden möchten. "Die Interessenten erhalten dann Briefe von Kindern mit Weihnachtswünschen, die in etwa die angegebenen Beträge ausmachen. Sie besorgen dann diese Geschenke und schicken sie an die Caritas zurück, die sie weiterleitet", beschreibt Spreitzhofer den Ablauf. Voriges Jahr konnten auf diese Weise etwa 3.000 Wünsche erfüllt werden.

Ebenfalls um Kinderwünsche kümmern sich die 30 ehrenamtlichen Helfer der Make-A-WishFoundation. Der in 23 Ländern weltweit vertretene Verein ermöglicht in Österreich seit 1997 jährlich bis zu hundert schwerkranken Kindern die Erfüllung eines Wunsches. "Wir kümmern uns um die kleinen oder großen Sehnsüchte von Kindern, die aus heutiger medizinischer Sicht das Erwachsenenalter nicht erreichen werden", umschreibt die Vizepräsidentin des Vereins Birgit Glantschnig die Aufgaben der Organisation.

"Der häufigste Wunsch der Kinder ist ein Treffen mit einem bestimmten Schauspieler, Sänger oder Sportler." Diesen Wunsch dann auch Wirklichkeit werden zu lassen, ist aber nicht immer einfach. "Ein Kind hat sich gewünscht, einmal Arnold Schwarzenegger zu treffen. Es war aber nicht möglich, an ihn heran zu kommen, sein Manager hat alle Versuche abgeblockt. Das Kind ist gestorben, ohne dass wir ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen konnten", bedauert Glantschnig. Aber zum Glück gebe es mehr Erfolgserlebnisse als Rückschläge: "Ein Kind hat mit Alois Mattersberger gekocht, ein anderes konnte mit den Drei Jungen Tenören auf der Bühne stehen und singen."

Ein oft geäußerter Wunsch sei auch eine Reise. "Das ist neben dem organisatorischen Aufwand natürlich auch sehr teuer und wir müssen entsprechend viel Geld auftreiben", so die Vizepräsidentin. Denn die Foundation finanziere sich ausschließlich durch Spenden.

Aber nicht nur mit Geld lässt sich helfen. Auch mit Zeit, die anderen Menschen gewidmet wird: "Den Menschen zuhören, manchmal auch nur neben ihrem Bett sitzen, weil sie Angst vor dem Alleinsein haben", beschreibt Helga Kurz die Aufgaben, die ehrenamtliche Helfer wie sie übernehmen. "Vielleicht auch einmal in den Garten gehen oder einen Ausflug machen, wenn der Zustand der Patienten es erlaubt." Die Patienten sind in diesem Fall todkranke Menschen, die im Hospiz Rennweg der Caritas Socialis ihre letzten Tage und Wochen verbringen, aber auch pflegebedürftige alte Menschen im Pflegeheim der Schwesterngemeinschaft.

Um im Hospiz ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen ("das geht bis zur Begleitung eines Sterbenden in seinen letzten Minuten, aber nur, wenn der Ehrenamtliche das auch will, denn das schafft nicht jeder"), ist ein Seminar über Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung nötig. Im Pflegeheim dagegen sollte man einfach nur Zeit und Geduld mitbringen. "Der Zeitaufwand beträgt etwa fünf Stunden pro Woche", erklärt Kurz, die selbst seit Gründung des Hospizes vor sieben Jahren ehrenamtlich tätig ist.

Die meisten der Helfer sind Pensionisten. Kurz: "Viele bekommen von Freunden gesagt: Jetzt bist du endlich in Pension und da tust du dir so etwas an.' Aber so darf man das nicht sehen. Denn auch wenn man sehr oft bedrückt nach Hause geht, bekommt man von den Menschen doch sehr viel zurück." claf

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