Wahlen in den USA
DISKURSBidens Rückzug: Eine alternde Gesellschaft kritisiert das Altern
Die Gebrechlichkeit von Joe Biden sorgte weltweit für Spott. Was sagt das über (westliche) Gesellschaften aus? Ein Mensch in hohem Alter – möge er noch so weise sein – wird nur noch als Hemmnis begriffen. Über den postreligiösen Zeitgeist und seine politischen Folgen.
Die Gebrechlichkeit von Joe Biden sorgte weltweit für Spott. Was sagt das über (westliche) Gesellschaften aus? Ein Mensch in hohem Alter – möge er noch so weise sein – wird nur noch als Hemmnis begriffen. Über den postreligiösen Zeitgeist und seine politischen Folgen.
Im Alten Testament wird den Erzvätern ein Alter attestiert, dessen Interpretation der Theologie Kopfzerbrechen bereitet. Methusalem ist der Spitzenreiter, er bringt es auf 969, Noah immerhin noch auf 930 Jahre. Ein für Israeliten typisches Lebensalter von 70 bis 80 Jahren wird in Psalm 90 erwähnt. Heute werden diese Angaben verlacht oder als Ausdruck eines typisch chauvinistischen Weltbildes geschmäht. Ernst Jünger, der nicht unumstrittene Autor des Kriegsjournals „In Stahlgewittern“, begann seine Tagebücher unter dem Titel „Siebzig verweht“ mit dem Satz: „Das biblische Alter ist erreicht …“
Das Alter und die moderne Politik
Was hat das alles mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden zu tun? Ihn zwang sein hohes Alter – 81 Jahre – mit all den Beschwernissen und Schwächen, das es mit sich führt, zum Aufgeben der Wiederkandidatur. Wir kennen die jammervollen öffentlichen Auftritte, die Biden in den letzten Wochen absolvierte. Aber haben wir uns jemals gefragt, ob es nicht grausam und der Sache wenig dienlich sei, einen hochverdienten Politiker gleichsam in einer Endlosschleife massenmedial bloßzustellen?
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