6958884-1984_40_15.jpg
Digital In Arbeit

„Mehr zablen" ist zuwenig

Werbung
Werbung
Werbung

Wozu Kraftwerke, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose" — über diesen Witz wird bald niemand mehr lachen können. Am vergangenen Wochenende ließ nach den Benzinfirmen auch die Elektrizitätswirtschaft eine saftige Strompreiserhöhung im nächsten Frühjahr ankündigen.

Sie hat dabei ein fast ebensogutes Argument parat wie die Mineralölfirmen mit dem Kursanstieg des Dollars. Die letzte Stromerhöhung war nämlich 1982, ist also fast drei Jahre her. Die Mehrwert-

Steuererhöhung, die den Strom für den Konsumenten seit Beginn dieses Jahres mit 20 statt mit 13 Prozent belastet, steckt bekanntlich Vater Staat ein.

Was jedoch die diesmalige Energiediskussion von früheren unterscheidet, ist, daß niemand mehr die Grundsatzfrage zu stellen scheint, ob Energie etwas kosten dürfe oder nicht.

Die Ära Staribacher mit ihren endlosen Expertenstreitereien um einen „volkswirtschaftlich gerechtfertigten Preis" ist zu Ende. Die Entrüstung einzelner Medien klingt im Vergleich zu früher nach Pflichtübung. Man hält es offenbar mit OECD und Internationaler Energieagentur, die schon seit einiger Zeit die Trennung von Energie- und Sozialpolitik propagieren, was auf ein schlichtes „Wer mehr braucht, muß mehr zahlen" hinausläuft.

Umso mehr zeigt sich der Staatsbürger verdrossen, wenn die, die's mit Preiserhöhungen in regelmäßigen Abständen sehr genau nehmen, sich bei neuen Stromsparimpulsen wesentlich weniger initiativ zeigen. Statt dessen vernimmt man mit Staunen und Ärger, daß die Umstellung auf leistungsorientierte Tarifmodelle äußerst schleppend vor sich geht. Von weiteren Differenzierungen der Berechnungsformen, die Lastspitzen" stärker als bisher berücksichtigen, ist wenig zu hören.

Initiativen von Seiten der E-Wirtschaft und der Politik sind aber heute umso wichtiger, da die erste große Energiesparwelle zu Ende ist. Jedes zusätzliche Prozent an Einsparung kostet heute mehr Geld und Gehirnschmalz als in der zweiten Hälfte der Wer Jahre. Auch wird Energiesparen bei besserer Konjunktur und ent-spannterer Energiesituation, (was die Menge betrifft) in Konkurrenz zu anderen Investitionen, etwa für den Umweltschutz, treten. Abwasserreinigung oder neue Kesselanlage? — so könnte die Frage lauten. Die Energiefrage ist heute unbeantworteter denn je. Höhere Preise sind kein Allheilmittel, Ideen sind gefragt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung