Vucic - © Foto: APA

Lithium-Bergwerk in Serbien: Vučićs Giftiger Patriotismus

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In Serbien soll die größte Lithiummine Europas errichtet werden. Präsident Aleksandar Vučić ist gut beraten, die Proteststimmen seiner Bürger ernst zu nehmen – trotz des Geldsegens aus Brüssel.

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In Serbien soll die größte Lithiummine Europas errichtet werden. Präsident Aleksandar Vučić ist gut beraten, die Proteststimmen seiner Bürger ernst zu nehmen – trotz des Geldsegens aus Brüssel.

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Zehntausende Menschen demonstrieren in Belgrad seit Wochen gegen den geplanten Abbau von Lithium in ihrem Land. Denn im westserbischen Jadar-Tal liegt Europas größtes Lithium-Vorkommen. Der Rohstoff ist wichtig für die Herstellung von Elektro-Autos. Die Autoindustrie der EU braucht ihn also dringend und würde sich mit dem Werk in Serbien von China unabhängiger machen. Denn derzeit kontrolliert China einen großen Teil des Abbaus und der Verarbeitung von Lithium weltweit. Die Entscheidung über das Bergwerk hat natürlich nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Dimension.

Serbien ist offiziell EU-Beitrittskandidat. Zugleich pflegt Serbiens Präsident Aleksandar Vučić enge Beziehungen zu Russland, aber auch zu China. Da ist es wenig verwunderlich, dass Serbien jenes Balkanland mit den meisten chinesischen Investitionen ist – seit 2010 belaufen sich diese auf mehr als acht Milliarden Euro. Dass das Lithium-Bergwerk nun mit EU-Investitionen abgewickelt werden soll, sehen Olaf Scholz und Co auch als einen Erfolg, Serbien auf EU-Kurs zu bringen.

Dafür ist der deutsche Bundeskanzler persönlich angereist: Am 19. Juli hatte Vučić im Beisein von Scholz und EU-Kommissionsvize Maroš Šefčovič in Belgrad eine Absichtserklärung unterschrieben, die eine umweltverträgliche Förderung des weltweit extrem begehrten Leichtmetalls im Jadar-Tal ermöglichen soll. „Umweltverträglichkeit“ ist hier das Stichwort. Aber ist es überhaupt möglich, ein Leichtmetall umweltfreundlich abzubauen?

Druck von Seiten der Umweltschützer

„Theoretisch ja“, sagen Experten. Doch es wird einmal mehr darauf ankommen, welche Auflagen die Unternehmen erhalten, ob die Regeln eingehalten werden, wer sie kontrolliert und welche Konsequenzen es bei Verstößen gibt. Viele Langzeitfolgen über die Zerstörung eines Ökosystems durch den Abbau von Lithium sind heute ohnehin noch nicht abzusehen.

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