Elektroauto beim Laden - © APA/dpa/Christian Charisius

Lithium-Batterien: Warum weniger Autoverkehr besser ist als mehr E-Mobilität

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In Serbien protestiert die Bevölkerung – zu Recht – gegen den geplanten Lithium-Abbau für Batterien. Ohne Einschränkungen wird die Transformation nicht gelingen wird. Ein Gastkommentar.

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In Serbien protestiert die Bevölkerung – zu Recht – gegen den geplanten Lithium-Abbau für Batterien. Ohne Einschränkungen wird die Transformation nicht gelingen wird. Ein Gastkommentar.

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Immer noch wird die E-(Auto-)Mobilität als Allheilmittel zur CO₂-Reduktion gepriesen. Wenn man etwas genauer recherchiert, kommt man aber zu vielen offenen Fragen, wobei man auch hier – wie bei anderen Umweltthemen – einer verbreiteten (beabsichtigten?) Uninformiertheit über schon lange bekannte Probleme begegnet. Nun erreichen uns gerade in den letzten Wochen aufrüttelnde Berichte über den massiven Widerstand der Bevölkerung Serbiens gegen den dort – auch im Interesse Deutschlands und seiner Autoindustrie – geplanten Lithium-Abbau. Tausende protestieren gegen die dadurch entstehende massive Umweltgefährdung. Zudem befürchten serbische Umweltaktivisten, dass rechtsstaatliche und ökologische Standards von ihrer Regierung ignoriert werden. Allein dieses Beispiel zeigt das Dilemma eines „Verkehrs-Green-Deal“, der engstirnig und ohne auf problematische Rohstoffe und ihre Herkunftsländer zu achten, auf E-Mobilität als Zukunftstechnologie setzt.

Falsches Wohlstandsversprechen

Dabei ist das alles schon jahrelang bekannt, von der Politik aber stets ignoriert. Felix Dorn, ein junger Wirtschaftswissenschaftler der Universität Innsbruck (heute am Institut für Internationale Entwicklung der Uni Wien tätig), warnte schon 2020 im Buch „Der Lithium-Rush“ (Oekom-Verlag) vor den massiven Gefahren des Lithium-Abbaus – am Beispiel Lateinamerikas – und sprach vom „fragwürdigen Segen der E-Mobilität“. Er schilderte dabei auch die Gefährdungen (enormer Wasserverbrauch und Grundwasservergiftung) der Landstriche meist indigener Bevölkerungsgruppen – etwa in der chilenischen Atacama-Wüste – und die Widerstandsbewegungen in den argentinischen Salinas Grandes. Den Bewohnern dort würde hoher Wohlstand versprochen, damit sie den Vorhaben zustimmen (und zu Niedriglöhnen mitarbeiten), obwohl das ihre gesamte bisherige Landwirtschaft gefährdete.

Der Innsbrucker Forscher kontaktierte auch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und bat um Stellungnahme hinsichtlich der hohen staatlichen Förderung von E-Autos und der gänzlichen Unaufgeklärtheit der Bevölkerung über die Schattenseiten dieser Industrie. Die Ministerin ließ antworten, dass es um „Umwelt- und Klimaschutz“ ginge (na so was!) und man auf die möglichen CO₂-Einsparungen gegenüber Benzin- und Dieselfahrzeugen setze. Die Abbaubedingungen der Rohstoffe seien zwar „nicht zufriedenstellend“, es werde jedoch „in der Rohstoffforschung ein Schwerpunkt auf Unabhängigkeit gegenüber Krisenländern gesetzt“. Will heißen, dass die EU um eine europäische Produktion von Batteriezellen bemüht ist (European Battery Alliance, EBA). Auch die Entsorgungsprobleme der Akkus werden übrigens wie alles andere Problematische bislang ausgeblendet.

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