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Keine Werbung für Werbung

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Kritik an der Marktwirtschaft ist schick. Kritik an der Werbung sogar todschick. Wenn der Wanderprediger in Sachen geheime Verführer, Vance Packard, in der Zerfallserscheinungen zeigenden Manager-Schmiede Hernstein referiert, weü ihm in den Vereinigten Staaten niemand mehr zuhört, ist das der „Kronen-Zeitung“ allemal noch «ine Doppelseite und „Pro Wien“ eine Einladung wert.

Statt sich mit der Kritik an Werbung und Marktwirtschaft auseinanderzusetzen, lassen sich Werbung und Marktwirtschaft von den Kritikern zusetzen. Und glauben, die Vorwürfe allein schon dadurch entkräften zu können, daß man sie sich demonstrativ (und gegen Geld) anhört.

Angesichts der steigenden Aktivitäten der Kohsumen-tenschützer und der Prügelknabenrolle der Werbung

(„die Werbung verleitet zu überflüssigem Konsum und schafft damit die Voraussetzung für die Profitwirtschaft“) war es sicher richtig, der 26. Werbewirtschaftlichen Tagung das Generalthema „Werbung und Marktwirtschaft“ zu stehen.

Leider hat dann die Tagung selbst, die letzte Woche in Salzburg stattfand, nicht die Erkenntnisse und Aussagen zum gestellten Thema gebracht, die für ein neues Selbstverständnis der Werbung und der Werbungtreibenden dringend notwendig wären.

Die Chance wurde wahrscheinlich schon bei der Erstehung des Programrfis vertan: Dem Generalthema waren bloß einer der beiden Eröffnungsvorträge (Professor Erich Streissler: „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Werbung in einer Unternehmerwirtschaft“) und einer von elf (!) Arbeitskreisen („Werbung im Konflikt zwischen Freiheit und Zwang“) gewidmet. Der überwiegende Teü des Programms befaßte sich mit so generalthemafremden Bereichen wie Design und Fremdenverkehrswerbung.

Die teilweise hohe Qualität der Referate und Diskussionen zu diesen Themen konnte kein Ersatz für die unterbliebene gesellschaftspolitische Standortbestimmung der Werbung sein. Sie machte nur verstärkt deuthch, daß jedenfalls nicht die Technik das Problem der Werbung in unserer Gesellschaft ist.

Wie unterentwickelt das Selbstverständnis der Werbewirtschaft ist, zeigen die Ergebnisse einer Untersuchung, die die Markt- und Meinungsforscherin Dr. Eva Braunegger in Salzburg vortrug: Während die Gesamtbevölkerung Werbung als angenehm, vertraut, dekorativ, außerordentlich frei und in keiner Weise einengend empfindet, verbinden die Werbungstreibenden damit Begriffe wie „Pfau“ und „Papagei“ und finden, daß die Werbung „laut schreit“ und „sich wichtig macht“.

Die Werbung für die Werbung müßte demnach in den eigenen Reihen anfangen.

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