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In die Gegenwart

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Zu einem Buch mit dem Titel „Was ist heute Theologie?“ greift man neugierig. Erwartet man sich eine umfassende Klärung dieser bewegenden Frage, so wird man schnell enttäuscht sein. Nimmt man hingegen den Untertitel „Zwei Beiträge zu ihrer Vergegenwärtigung“ ernst, so beeindrucken zwei gut lesbare, auch für Nichttheologen instruktive Beiträge. „Vergegenwärtigung“ gilt Moltmann als zentrale Aufgabe der christlichen Theologie, die Reflexion eines geschichtlichen Glaubens ist. Sie bezeichnet die Vermittlung der christlichen Tradition mit der Lebenswelt der Gegenwart in der Spannung zwischen einem hermeneutischen (deutenden) und einem therapeutischen Prozeß.

Moltmann zeichnet im ersten Beitrag in groben, aber prägnanten Zügen den Weg der Theologie im zwanzigsten Jahrhundert nach. Er mündet in die Frage nach der Identität des Christentums. Die Antwort wird biblisch und ökumenisch gesucht und beginnt mit der Gemeinschaft der Kirche mit Israel.

Im zweiten Beitrag rekonstruiert Moltmann am Beispiel von Rudolf Bultmann, Karl Rahner und Paul Tillich exemplarisch drei einflußreiche Ausformungen theologischer Vermittlung in der modernen Welt. Kritisch steht er dabei deren seiner Meinung nach einseitigen Anpassung an die Subjektivitätsbezogenheit der Moderne gegenüber.

Moltmann setzt — leider sehr knapp gehalten — die therapeutische Aufgabe des Widerspruchs (Politische Theologie) gegen die fragwürdig gewordenen Grundlagen der wissenschaftlich-technischen Zivilisation. Nur durch ihn könnten die befreienden und heilenden Potenzen der christlichen Botschaft für eine humane Zukunft zur Geltung gebracht werden.

WAS IST HEUTE THEOLOGIE? Von Jürgen Moltmann. Quaestiones Disputatae 114. Verlag Herder, Freiburg 1988. 102 Seiten, kart., öS 154,50.

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