6961151-1984_48_14.jpg
Digital In Arbeit

„Die" Zuckerkandl

Werbung
Werbung
Werbung

Berta Zuckerkandl — die kurze, aber mit noblen Villen gesäumte Gasse an der Grenze zwischen den Wiener Bezirken Währing und Döbling ist der zweiten Tochter des Journalisten und Zeitungsgründers Moriz Szeps würdig. Sie war eine jener Frauen, die, noch ganz im 19. Jahrhundert wurzelnd, ein Stück Wiener Gesellschaftskultur ins zwanzigste Jahrhundert herüberretten konnten. Ohne Rollenprobleme.

Sie heiratete den berühmten Anatomen Emil Zuckerkandl, hatte drei Kinder, arbeitete als Kolumnistin, schrieb Bücher, kämpfte für die moderne Kunst — damals Klimt, Wagner, Kokoschka ... In ihrem Salon war Österreich, das alte Österreich, aber auch das neue.

Lucian O. Meysels widerstand der Versuchung, ein Nostalgiewerk über die gute alte Zeit zu verfassen. Trotzdem ist es ein liebenswürdiges Buch geworden, ein Plauderbuch, mit dem man sich unterhalten kann, das vieles in Erinnerung ruft, was man schon anderswo gelesen und wieder vergessen hat; ein Buch aber auch, das daran erinnert, daß Frausein nicht immer kompliziert und problematisch war, jedenfalls nicht für „die Zuckerkandl".

IN MEINEM SALON IST OSTERREICH. Von Lucian O. Meysels. Herold Verlag, Wien 1984. 312 Seiten, geb., öS 298.-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung