Noch nie standen die Chancen für eine lange und intensive Großeltern-Enkelbeziehung so gut wie heute. Die neuen Rollen tun den Alten sichtlich gut.
Oma Gerda fiebert jedem Wochenende entgegen, an dem ihre beiden Wiener Enkelkinder sie in Graz besuchen kommen oder sie zu ihnen fahren kann. Tage vorher stürzt sie sich in Vorbereitungen, besorgt Geschenke, erledigt Haushaltsarbeiten und kocht Essen vor, damit sie dann jede Minute den geliebten Enkeln widmen kann. Wann immer es geht, nützt sie das Videotelefon Skype, um mit den Kleinen zu kommunizieren. So kann sie auf dem Bildschirm in Echtzeit verfolgen, wie der 2-jährige Philipp gerade einen Maiskolben verspeist oder sein kleiner Bruder Lukas die ersten wackeligen Gehversuche wagt. Nächstes Jahr, mit 60, wird die Gymnasiallehrerin in Pension gehen. "Dann kann ich mich noch intensiver den beiden Kleinen widmen und unterstütze so meine Schwiegertochter bei ihrem beruflichen Wiedereinstieg“, freut sie sich auf die Aufgaben ihres neuen Lebensabschnitts.
Mit den Großmüttern von einst hat Oma Gerda nicht mehr viel zu tun. Sie war stets berufstätig, hat ihr eigenes Sozialleben, engagiert sich an ihrer Schule in Integrationsprojekten, ist weit gereist, geht jeden Morgen laufen.
Wie sie können auch viele andere Großeltern heute mit einem Gut aufwarten, das immer knapper und kostbarer wird: Zeit. Die meisten Omas sind zur Stelle, wenn es einen Engpass bei der Kinderbetreuung gibt, manche betreuen wie selbstverständlich regelmäßig und in beträchtlichem Ausmaß ihre Enkel. Andere wiederum sind nicht bereit, die im Alter neu gewonnene Freiheit für ihre Enkelkinder einzuschränken. Unterschiedlichste Familienmodelle erlauben es heute auch den Großeltern, ihre Rolle individuell zu gestalten.
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