Liebe ohne Romantik
FOKUSLiebe im Patriarchat: Geliebtwerden ist ein Grundrecht
In ihrem neuen Buch seziert Marlene Streeruwitz die Natur der menschlichen Zuneigung – abseits der Romantik. Über Liebe im Patriarchat und als politische Haltung.
In ihrem neuen Buch seziert Marlene Streeruwitz die Natur der menschlichen Zuneigung – abseits der Romantik. Über Liebe im Patriarchat und als politische Haltung.
Die Liebe ist, literarisch gesehen, eines der ergiebigsten Themen überhaupt. Mythen und frühe Dichtungen erzählen tragische Geschichten von Liebespaaren wie Daphnis und Chloe, Leila und Madschnoun oder Tristan und Isolde. Barocke Schäferromane genauso wie die „Heftl-Literatur“ beschreiben Liebes-Idylle, Filme jedes Genres enthalten fast immer eine Liebesgeschichte. Von romantischer Liebe ist die Rede, für die in der Antike der Gott Eros zuständig war. Kunstwerke zeigen ihn mal mit, mal ohne Flügel, auch sagt man, dass der geflügelte Gott seine Pfeile abschießt, auf wen will – und wen sie treffen, wird wie geblendet von Leidenschaft und Begehren. Kama, Verlangen, wird diese Kraft in der frühen indischen Überlieferung genannt. Wie man mit ihr erfolgreich umgeht, beschreibt im alten Indien eine eigene Literaturgattung, deren bekanntestes Beispiel das Kamasutra ist, ein praktisches Handbuch über die gegenseitige Anziehungskraft der Geschlechter, geschrieben für ein städtisches Publikum.
Nicht nur die Liebe, auch der Krieg ist ein Menschheitsthema; und so ist es in gewisser Weise folgerichtig, dass Marlene Streeruwitz nach einem „Handbuch gegen den Krieg“, erschienen im Frühjahr 2022, nun im Frühjahr 2024 ein „Handbuch für die Liebe“ publiziert. Wer sich eine Variante aufs Kamasutra erwartet, wird enttäuscht, und dies im wörtlichen Sinn einer Aufhebung der Täuschung in puncto Liebe, genauer: in Bezug auf das Tätigkeitswort „Lieben“. „Was Lieben ist, wissen wir von Anfang an“. So beginnt das Buch, um den Satz gleich zu wiederholen, aber in einer Modalform, um zu unterstreichen, wie notwendig es für uns ist, zu lieben.
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