Klimaschützerin Brianna Fruean: „Unsere Inselheimat retten“
Um auf den Pazifikinseln ein Atlantis-Schicksal zu verhindern, pocht die Ozeanien-Delegation bei der UNKlimakonferenz auf ein Festhalten am 1,5 Grad-Ziel – und Schadenersatzzahlungen der Industriestaaten.
Um auf den Pazifikinseln ein Atlantis-Schicksal zu verhindern, pocht die Ozeanien-Delegation bei der UNKlimakonferenz auf ein Festhalten am 1,5 Grad-Ziel – und Schadenersatzzahlungen der Industriestaaten.
In ihrer Volksschule im Pazifikstaat Samoa lernte Brianna Fruean über die Ursachen und Folgen des Klimawandels. Mit elf Jahren wurde sie als Klimaschützerin aktiv; heute gehört die 24-Jährige zum Vorstand der Klimaschutzbewegung „Pacific Climate Warriors“ und ist für die Ausbildung der nächsten Generation an Jugend-Verhandlern für diese und folgende Klimakonferenzen zuständig.
DIE FURCHE: Frau Fruean, Sie sind Teil der Ozeanien-Delegation. Was versuchen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen von den Pazifikinseln auf der COP27 zu erreichen?
Brianna Fruean: Unser erster Auftrag ist, dass die Stimmen der am meisten vom Klimawandel betroffenen Menschen in den Konferenzsälen hier gehört werden. Und unser wichtigstes Ziel ist, dass wir die beiden Säulen der Klimapolitik, Mitigation und Adaption, stärken. Mitigation heißt, dass wir die Ursachen für den Klimawandel bekämpfen, Adaption bedeutet, die Anpassung an die Folgen des Klimawandels voranzutreiben. Konkret geht es darum, dass die kleinen Inselstaaten die finanzielle Unterstützung zur Bekämpfung der verheerenden Folgen des Klimawandels bekommen, die wir brauchen und verdienen. Gleichzeitig fordern wir, dass im Abschlusstext ambitionierte Mitigations-Ziele festgelegt werden, damit wir am 1,5 Grad-Ziel festhalten können.
DIE FURCHE: Ist das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels noch realistisch? Alles spricht dagegen.
Fruean: Für uns Inselbewohner ist das 1,5 GradZiel nichts Abstraktes, sondern es bedeutet un ser Leben. 1,5 Grad Erwärmung sind für die Pazifikinseln die rote Linie, die wir nicht überschreiten dürfen. Wenn wir dieses Ziel aufgeben, geben wir auch die Pazifikinseln auf – und wir verlieren unsere Heimat. Diese COP ist eine Weltklimakonferenz und nicht eine COP für einen Teil der Welt. Wenn wir einmal akzeptieren, ein Land zu verlieren, wie geht es dann weiter? Warum dann nicht auch ein zweites Land aufgeben, ein drittes… Wo hört das auf? Unser Ziel muss doch sein, den ganzen Planeten zu retten.
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