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FOKUSKinderwunschbehandlungen: Die Perspektive des Kindes
Die eigene Herkunft spielt für die mentale Entwicklung eine große Rolle, weiß Psychoanalytikerin Karin J. Lebersorger. Was heißt das für Kinder nach assistierter Reproduktion?
Die eigene Herkunft spielt für die mentale Entwicklung eine große Rolle, weiß Psychoanalytikerin Karin J. Lebersorger. Was heißt das für Kinder nach assistierter Reproduktion?
Moderne Familienformen werden immer akzeptierter – und die Fruchtbarkeit der Gesellschaft sinkt, das ergeben Studien des IVF-Fonds. Als Konsequenz daraus sind die Methoden der assistierten Reproduktion immer mehr in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Doch das Wohlergehen der Kinder, die auf diesem Weg zur Welt kommen, wird oft missachtet, meint Psychoanalytikerin Karin J. Lebersorger im FURCHE-Gespräch.
DIE FURCHE: Die Kinderwunschmedizin wird vor allem aus der Perspektive der Erwachsenen diskutiert. Sie bemängeln fehlende Rücksicht auf die kindliche Perspektive. Wie könnte assistierte Reproduktion kindgerecht sein?
Karin Lebersorger: Es gibt viele verschiedene Methoden assistierter Reproduktion. Für alle gilt, kindgemäße Entscheidungen zu treffen und sie den Kindern gegenüber nicht zu tabuisieren. Wenn an der Zeugung und Entwicklung des Kindes biologisch Andere, also Spender(innen) oder Leihmütter, beteiligt sind, dann ist Offenheit unentbehrlich. Die meisten Kinder wollen später wissen, mit wem sie verwandt sind. Reproduktionsprozesse und die eigene Herkunft sind mit Phantasien und Ängsten, etwa vor Inzest, verbunden. Es ist auch wichtig, die biologische Elternschaft zu kennen, da sie sich in Zeiten der zunehmenden Sequenzierung des Genoms und des Einsatzes von Gentherapie nicht mehr verbergen lässt (vgl. S. 9). Es ist in der UN-Kinderrechtskonvention verankert, dass jeder Mensch ein Recht auf Wissen um die genetische Herkunft hat.
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