Corona-Krise: Lob der Distanz
Abstand-Halten ist das Gebot der Stunde, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Der aktuelle Krisenmodus ist ein sozialer Stresstest, aus dem einige Lehren zu erwarten sind.
Abstand-Halten ist das Gebot der Stunde, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Der aktuelle Krisenmodus ist ein sozialer Stresstest, aus dem einige Lehren zu erwarten sind.
Die wichtigsten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise sind simpel. Soziale Distanzierung und regelmäßiges Händewaschen können die Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 unterbinden, da dieses entweder durch Tröpfcheninfektion oder durch Kontakt- und Schmierinfektion übertragen wird: Also durch feine Tröpfchen beim Sprechen, Niesen oder Husten ebenso wie beim Berühren kontaminierter Gegenstände wie Türklinken, Haltegriffe, Lichtschalter, etc. Die soziale Distanzierung wird auch in Fernsehformaten bereits vorbildlich praktiziert, etwa in den ORF-Nachrichten- und Diskussionssendungen, wo die Teilnehmer nun ausreichend weit entfernt voneinander positioniert werden.
Was aber ist ausreichend? Mindestens ein bis zwei Meter Abstand werden empfohlen, um sicherzustellen, dass man sich außer Reichweite einer Tröpfcheninfektion befindet. Zumal das Virus lange Zeit überleben kann, wie US-Forscher nun unter geschützten Laborbedingungen herausgefunden haben: im Schnitt bis zu drei Stunden in der Luft (wobei die kleinen Partikel nach spätes-tens 45 Minuten auf den Boden gesunken sein sollten), bis zu drei Tage auf Plastik, bis zu zwei Tage auf rostfreiem Stahl und bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen. Die Viruslast wird über die Zeit jedoch ausgedünnt, das Ansteckungsrisiko nimmt ab.
Zuwendung durch Abstand
„Es ist schon paradox, dass wir unsere Zuwendung zu anderen Menschen derzeit am besten dadurch zeigen, dass wir auf Abstand zu ihnen gehen“, sagt die Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher von der Universität Wien. „In gewisser Weise ist das kontraintuitiv für die menschliche Psyche.“ Viele Menschen sind nun gezwungen, zuhause zu arbeiten oder sich anderweitig zu flexibilisieren. Aufgrund von „Home Office“ oder Kurzarbeit entsteht zunächst oft das Gefühl, aus dem gewohnten Tages-ablauf herausgerissen zu sein. „Wenn das strukturierte Leben wegfällt, entsteht ein Freiraum, den man instinktiv mit sozialen Kontakten und menschlicher Nähe auffüllen würde“, bemerkt Oberzaucher. „Auch insofern sind die verschärften politischen Maßnahmen, die genau das unterbinden wollen, sehr gut begründet.“
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!