Irdische-Verse.jp - Ein Vater (Bahram Ark) will seinen Sohn David nennen – was dem Standesbeamten missfällt. - © Filmladen

„Irdische Verse“: Absurde Szenen eines Regimes

19451960198020002020

Ali Asgari und Alireza Khatami geben in "Irdische Verse" den absurden Seiten des iranischen Mullah-Regimes ein Gesicht.

19451960198020002020

Ali Asgari und Alireza Khatami geben in "Irdische Verse" den absurden Seiten des iranischen Mullah-Regimes ein Gesicht.

Werbung
Werbung
Werbung

Dass trotz der Repression durchs Mullah-Regime iranische Filme auch auf Festivals reüssieren, zeigt, dass Kunst und Kreativität bis heute nicht zu brechen waren. „Irdische Verse“, der Episodenfilm von Ali Asgari und Alireza Khatami, ist ein Zeugnis, wie man geradezu lakonisch und mit rabenschwarzem Humor das System sich selbst ad absurdum führen lässt. Auch wenn einem das Lachen im Hals steckenbleibt.

Neun Szenen, in denen Bürger gefilmt werden, die jeweils vis-à-vis einem unsichtbaren (aber hörbaren) Gegenüber sitzen und ein normales Anliegen haben, reiht der Film aneinander. Ein frischgebackener Vater will den Namen David für seinen Sohn eintragen lassen – doch der nicht zu sehende Standesbeamte verweigert dies. Eine Taxifahrerin fordert ihr abgeschlepptes Auto zurück, doch die Polizeiangestellte will sie der Missachtung der Tschador-Pflicht überführen.

Ein anderer holt seinen Führerschein ab, doch der Scherge hinter der Kamera zwingt ihn, sich auszuziehen und die eintätowierten Verse des persischen Dichters Rumi vorzulesen, um ihn dann für psychisch ungeeignet zu erklären, ein Fahrzeug zu lenken. Und ein Arbeitssuchender soll Koransuren zitieren (was er nicht kann), damit er als Bauarbeiter genommen wird. Oder es meldet sich eine junge Frau auf eine Stellenanzeige – und muss sich sexueller Anzüglichkeiten des präsumtiven Arbeitgebers erwehren … Neunmal Alltag im Iran, in dem sich die Büttel des Regimes über Bürger hermachen.

Seit Kafka weiß man ja: Absurdes kann an die Existenz gehen. „Irdische Verse“ gibt dieser Absurdität ein Gesicht – auch wenn die Täterinnen und Täter eben nicht zu sehen sind. Großartiges Kino.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung