Mars - © Foto: Pixabay

Siegfried J. Bauer: Gibt es Leben auf dem roten Planeten?

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Wissenschaftler der NASA präsentierten sensationelle Indizien für Leben außerhalb der Erde. Was ist davon zu halten? Weltraumforscher Siegfried J. Bauer im Interview über Mikroben im All und außerirdische Intelligenz.

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Wissenschaftler der NASA präsentierten sensationelle Indizien für Leben außerhalb der Erde. Was ist davon zu halten? Weltraumforscher Siegfried J. Bauer im Interview über Mikroben im All und außerirdische Intelligenz.

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Der Weltraumforscher Siegfried Josef Bauer hat in den 1960er-Jahren für die NASA geforscht; heute ist der ordentlicher Universitätsprofessor für Meteorologie und Geophysik an der Universität Graz. Die FURCHE bat den gebürtigen Kärntner zum Gespräch.

DIE FURCHE: NASA-Forscher haben Hinweise auf primitives Leben in einem Meteoriten gefunden, der angeblich vom Mars stammt. Wie seriös sind diese Ergebnisse?

Siegfried J. Bauer: Mein Eindruck ist, daß die Untersuchungen höchst seriös durchgeführt wurden. Bisher haben die Wissenschaftler aber nur Indizien und keine Beweise gefunden. Diese Indizien haben allerdings eine sehr starke Aussagekraft. Ich persönlich billige den Ergebnissen einen nahezu 100-prozentigen Wahrheitsgehalt zu. Für mich war die Entdeckung sehr aufregend, wenn auch nicht überraschend. Ich bin immer davon ausgegangen, daß es früher einmal Leben am Mars gegeben hat. Als die beiden Viking-Sonden auf dem Mars gelandet sind und keine Spuren von Leben gefunden haben, war ich eher verwundert. Die Sonden untersuchten damals aber nur die Planetenoberfläche. Wenn man tiefer bohren würde, würde man mehr Hinweise auf Leben finden. Davon bin ich überzeugt.

DIE FURCHE: Es gibt aber auch einige andere Theorien, woher der Meteorit und die Bakterien stammen könnten...

Bauer: Es gibt natürlich Zweifel, ob der Meteorit tatsächlich vom Mars stammt. Der für mich entscheidende Beweis dafür war, daß die Forscher Einschlüsse von Gasblasen im Meteoriten gefunden haben, die genau der Zusammensetzung der Marsatmosphäre entsprechen und nur für diesen Planeten charakteristisch sind. Ich hege keinen Zweifel daran, daß das gefundene Bruchstück tatsächlich vom Mars stammt.

Da der Meteorit vor 1.300 Jahren in der Antarktis eingeschlagen hat, stellt sich natürlich auch die Frage, ob die gefundenen Kohlenstoff-Verbindungen nicht auch von der Erde stammen könnten. Die sehr sorgfältig durchgeführten Untersuchungen haben aber gezeigt, daß die Konzentration der organischen Verbindungen nach innen hin zunimmt. Das wäre nicht der Fall, wenn es sich dabei um eine Störung von außen gehandelt hätte.

DIE FURCHE: Wie konnte sich Leben auf dem Mars entwickeln?

Bauer: Es gibt viele Parallelen zwischen der Entwicklung von Leben auf dem Mars und der Erde. Beides scheint etwa zum gleichen Zeitpunkt innerhalb der ersten Milliarde von Jahren nach der Entstehung der Planeten vor sich gegangen zu sein. Die Einschlüsse vom Mars-Meteoriten sind etwa 3,5 Milliarden Jahre alt. Das ist jener Zeitpunkt, wo man annimmt, daß der Mars noch eine günstigere Atmosphäre, ein wärmeres Klima und flüssiges Wasser gehabt hat. Das sind Grundvoraussetzungen für Leben. Ursprünglich haben die Forscher gedacht, daß die Bausteine des Iebens erst auf der Erde hergestellt werden mußten. Es ist aber eher wahrscheinlich, daß die Fülle von organischen Substanzen sozusagen von außen zugeliefert wurden. Man weiß heute, daß es in den kosmischen Staubwolken nur so von organischen Molekülen wimmelt. Auch in den Meteoriten, die auf der Erde einschlugen, haben Wissenschafter organisches Material nachgewiesen.

Das gleiche gilt wahrscheinlich für den Mars. Das wirkliche Wunder für mich ist die relativ kurze Zeit, innerhalb der sich daraus lebendige Systeme entwickeln konnten. Dazu braucht man die entsprechenden Umweltbedingungen. In unserem Sonnensystem gab es dafür zwei Kandidaten und auf beiden hat sich offensichtlich Leben entwickelt.

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