Meeresschildkröte Meer Unterwasser - © Foto: iStrock / Nautilus Creative

Schildkröten: Das heißere Geschlecht im Aufwind

19451960198020002020

Nicht immer sind es die Gene, die darüber entscheiden, ob ein Tier männlich oder weiblich wird. Das könnte für Meeresschildkröten jetzt zum Problem werden.

19451960198020002020

Nicht immer sind es die Gene, die darüber entscheiden, ob ein Tier männlich oder weiblich wird. Das könnte für Meeresschildkröten jetzt zum Problem werden.

Werbung
Werbung
Werbung

Wieder einmal gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den interessanten Kopffüßern. Ob ein neu heranwachsendes Tier männlich oder weiblich wird, ist wesentlich für jede Spezies. Zu wenige Weibchen oder Männchen könnten schnell die optimale Fortpflanzung einer Population durcheinanderbringen.

Bei vielen Tierarten bestimmt ein Geschlechtschromosom das Geschlecht. Chromosomen sind die Strukturen, in denen die Erbinformation der Tiere (DNA) organisiert ist. Die meisten Chromosomen sind bei beiden Geschlechtern gleich vertreten – aber die Geschlechtschromosomen nur bei einem der beiden, oder in größerer Zahl. Beim Menschen etwa ist das Y-Chromosom nur bei Männern (XY-Chromosomen), nicht aber bei Frauen (XX) in den Zellen vorhanden. Dieses genetische System zur Bestimmung des Geschlechts ist nun, wie es scheint, älter in der Evolution als bisher bekannt.

In einer heuer veröffentlichten Studie von Gabrielle Coffing samt Team von der Universität Oregon in den USA zeigen die Autoren und Autorinnen, dass Kopffüßer schon seit sehr langer Zeit Geschlechtschromosomen haben. Die Forscher arbeiteten am Genom, also der Summe der Erbinformation einer Tierart, des kalifornischen Zweipunkt-Oktopus. Dabei sequenzierten sie das Erbgut so gründlich, dass sie die einzelnen Chromosomen voneinander unterscheiden konnten. Der kalifornische Zweipunkt-Oktopus hat demnach insgesamt 30 Chromosomen. Interessanterweise fanden die Kopffüßer-Experten ein Chromosom mit zwei Kopien im Genom von männlichen (ZZ) und in einer Ausführung bei weiblichen (Z0) Oktopussen: Sie nannten es daher das „Z-Chromosom“, und es handelte sich ganz offensichtlich um ein Geschlechtschromosom.

Aufregender Chromosomenfund

Durch den Vergleich der Sequenzen mit anderen Kopffüßern konnten die Wissenschaftler herausfinden, dass das Z-Chromosom bei allen modernen Kopffüßern vorhanden ist: also bei Oktopussen und Kalamaren, nicht aber beim primitiveren Nautilus. Das Chromosom ist daher zwischen 455 und 248 Millionen Jahre alt. Das ist zugegebenermaßen eine lange Zeitspanne für eine Unsicherheit. Der Grund: Es handelt sich um recht komplexe statistische Abschätzungen aus DNA-Sequenzvergleichen. Aber selbst wenn die jüngere Zeitspanne stimmt, handelt es sich beim Z-Chromosom noch immer um das älteste bekannte Geschlechtschromosom.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung