oktopus - © Foto: iStock/aurigadesign

Oli der Oktopus: Ein aufgeweckter Geist

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Kann man eine freundschaftliche Beziehung zu einem Oktopus entwickeln? Autor Christof Mackinger über seine erstaunlichen Erfahrungen im Salzburger "Haus der Natur".

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Kann man eine freundschaftliche Beziehung zu einem Oktopus entwickeln? Autor Christof Mackinger über seine erstaunlichen Erfahrungen im Salzburger "Haus der Natur".

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Das Wasser nahe der Felsküste trägt mich, bewegt meinen Körper im Rhythmus der Wellen. Unter mir biegt sich das Seegras in der Strömung. Plötzlich schiebt sich ein dunkelbrauner Oktopus über die senkrechte Felswand. Ich versuche mich zu nähern, doch beim ersten Flossenschlag ergreift die Krake die Flucht, verschwindet in einer Felsspalte. Im Halbdunkel ist lediglich ein letzter Schwung eines Armes zu erahnen. Viel mehr sieht man im Aquarium: Im Haus der Natur in der Salzburger Innenstadt lebt sie, inmitten von Piranhas und Haien: Octopus vulgaris, die gemeine Krake. Anders als die meisten wirbellosen Tiere besitzen Kraken ein besonders ausgeprägtes Nervensystem. Die Hälfte ihrer Nervenzellen befinden sich in ihren Armen, was sie besonders empfindsam und multitaskingfähig macht.

Kurzfristig hinterlassen die Saugnäpfe eine Reihe roter Male auf meinem Handrücken, wie Knutschflecken. Fast panisch habe ich dem Oktopus meinen Arm entzogen. Noch bin ich zu überwältigt, um klare Gedanken fassen zu können. Die halbdunklen Gänge des Haus der Natur sind gesäumt von beleuchteten Aquarien. Wie eine Galerie aus Flachbildschirmen, auf denen Dutzende Unterwasser-Dokus laufen. Nur, dass sich hinter diesen Scheiben echte Tiere befinden. In den Wassertanks reihen sich Stachelrochen an Muscheln, Röhrenaale an Muränen, Schnecken an Clownfische. Dazwischen ein Oktopus, im kleinformatigen 1000-Liter-Becken.

Voller Erwartung stehe ich vor dem Fenster in eine fremde Welt. Hinter dieser Glasscheibe lebt Oli, wie ich die Krake getauft habe. Im Becken sind zwei kleine Felsen und zwei Wasserpflanzen. Kein Oktopus ist zu sehen. "Der versteckt sich hinter dem Stein, wie meistens tagsüber", erklärt die Biologin Anke Oertel. Sie leitet das Aquarium. Zu zweit warten wir kurz, nichts regt sich.

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