Euro-Zone: Wanken auf dem Krisenparkett

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Es war am Tag vor dem Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel, als die Europäische Zentralbank, die Hüterin der Gemeinschaftswährung Euro, noch einmal in den medialen Ring stieg, um das eigene Hoheitsgebiet zu verteidigen. Der italienische EZB-Vorstand Lorenzo Bini Smaghi attackierte frontal die deutsche Kanzlerin Merkel, nur ja nicht den Internationalen Währungsfonds im Fall Griechenland einzuschalten. „Die Leute sollten vor dem deutschen Verfassungsgericht klagen, sollte der IWF eingeschaltet werden, nicht wenn Staaten Griechenland bilateral Hilfe leisten.“

Die Angst Smaghis ist – für Zentralbanker seinesgleichen – nachvollziehbar. Sollte der IWF in die Finanzhilfe eingebunden werden, bekäme die Washingtoner Institution plötzlich Einfluss auf den Euroraum, könnte Griechenland unter seinem verpflichtenden IWF-Programm unter Umständen sogar gegen einen in Frankfurt gewünschten Kurs lenken. Dass diese Sorgen auch Hand und Fuß haben, ist nicht gesagt. Vor allen Sorgen um ein Euro-Mitgliedsland dürfte eher die Sorge um das eigene Standing in der Finanzwelt stehen. Wer behauptet schon gerne von sich, er hätte die stabilste Währung geschaffen und müsse nun bei der ersten Krise schon beim Nothelfer anklopfen?

Beispiel macht Schule

Und was, wenn dieses Beispiel Schule machte? Portugal steht nach einem Rekordwirtschaftseinbruch bei minus neun Prozent seines BIP. Spanien kratzt an der Zwölf-Prozent-Marke und wird von einigen Ökonomen bereits als nächster Kandidat für eine Hilfsaktion gesehen. Die Fähigkeit, sich am eigenen Schopf aus der Krise zu ziehen, indem man seine Güter billiger produziert und so die Konkurrenz auf den Markt der Eurozone aussticht, hat Deutschland zuletzt Vorwürfe Frankreichs eingebracht. Denn indirekt verhindert Deutschlands Kraft den Aufschwung der Währungsbrüder aus eigener Kraft.

Dass eine weitere Zuspitzung der Lage nicht ausgeschlossen ist, hat schon im Februar der Vorsitzende der Euro-Gruppe Jean-Claude Juncker vermerkt. Die Währungsunion könne auf Dauer kein übergroßes Auseinanderdriften der Leistungsbilanzen in den einzelnen Ländern verkraften, so Juncker. Dem gegenüber wirkt der Kommentar des Chefs der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet vom Freitag geradezu anachronistisch: „Der Euro ist ein Anker des Vertrauens und der Stabilität. Wie versprochen ist er mindestens so stark wie seine stabilsten Vorgängerwährungen.“ (tan)

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