Orban - © APA / AFP / Silas Stein

Besuch bei Fußball-EM: Viktor Orbán provoziert die EU und turtelt mit Donald Trump

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Von Juli bis Dezember 2024 hat Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft inne. Viktor Orbán erhält damit eine Bühne für seine permanenten Provokationen. Über einen Fußballfan, der die EM zum politischen Zündeln missbraucht.

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Von Juli bis Dezember 2024 hat Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft inne. Viktor Orbán erhält damit eine Bühne für seine permanenten Provokationen. Über einen Fußballfan, der die EM zum politischen Zündeln missbraucht.

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Es ist das Zündeln, das Ungarns Premier zur Perfektion treiben will. Beschäftigt Viktor Orbán einen Ghostwriter, der ihm Sätze zusammenstellt, die einen Teil der (westlichen) Öffentlichkeit und/oder seine Gastgeber maximal provozieren? Oder aber nimmt sich Orbán schlichtweg kein Blatt vor den Mund? Keine der beiden Varianten ist sonderlich ansprechend. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der ungarische Regierungschef in den kommenden Monaten auf der internationalen Bühne – Ungarn hat von Juli bis Dezember 2024 die EU-Ratspräsidentschaft inne – sein Bösewicht-Image noch ungenierter darbieten wird.

Einen Vorgeschmack erhielt man bei seinem jüngsten Besuch in Deutschland. So zeigte sich Viktor Orbán geschockt über das Land und darüber, wie es sich in seinen Augen verändert habe: „Es schmeckt nicht mehr wie früher, es riecht nicht mehr wie früher, dieses ganze Deutschland ist nicht mehr das Deutschland, das uns unsere Großeltern und Eltern als beispielhaft genannt haben.“ Vielmehr sei es nun „eine bunte, veränderte multikulturelle Welt“, in der Migranten „nicht länger Gäste“ seien. Für noch größere Verstörung sorgte die Bekanntgabe seines Ratspräsidentschaftsmottos. In Anlehnung an Donald Trumps Wahlkampfslogan lautet dieses: „Make Europe great again“. Nach seinen Aussagen gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe ist das alles, bloß nicht verwunderlich.

Einmal mehr outete sich Orbán als Trump-Fan. Er sei für ihn der „Mann des Friedens“, der im Gegensatz zu vielen anderen US-Präsidenten keinen einzigen Krieg begonnen habe. Auch in puncto Ukrainekrieg setzte er auf einen neuerlichen Einzug Trumps ins Weiße Haus: „Der US-Präsident ist der einzige Mensch des Universums, der die entscheidenden beiden Anrufe in Kiew und Moskau machen könnte.“ Die Anrufe Orbáns dürften trotz Ratspräsidentschaft wohl weniger sehnlich erwartet werden. Ungarn ist in der EU isoliert, hat sich in eine Außenseiterrolle manövriert. Insgesamt werden in Brüssel (Ursula von der Leyen soll für eine weitere Amtszeit als Kommissionspräsidentin nominiert werden) viele Milliarden Euro an Fördergeldern zurückgehalten – wegen Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit. Auch steht ein Artikel-7-Verfahren im Raum, das mit dem Entzug von Ungarns Stimmrechte enden könnte. Man muss kein Feuerwehrmann sein, um zu wissen, dass permanentes Zündeln einen Brand auslösen kann.

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