Kirche - © Foto: iStock/shiyali (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

Katholische Kirche: Der Streit um die Kommunion für nichtkatholische Partner

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Papst Franziskus hat im Streit um die Kommunion für nichtkatholische Partner eine Orientierungshilfe genehmigt. Der Konflikt zwischen Kardinal Marx und Kardinal Woelki bleibt bestehen, während die Praxis die katholische Kirche verändert.

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Papst Franziskus hat im Streit um die Kommunion für nichtkatholische Partner eine Orientierungshilfe genehmigt. Der Konflikt zwischen Kardinal Marx und Kardinal Woelki bleibt bestehen, während die Praxis die katholische Kirche verändert.

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Ob nun im katholischen Deutschland Sommerfriede einkehrt oder der Papst den eben zum Kardinal kreierten Glaubenskongregations-Präfekten Luis Ladaria desavouiert hat? Ob nun Kardinal Reinhard Marx wieder der Gewinner ist, wo doch Kardinal Rainer Maria Woelki zuletzt Oberwasser hatte?

Auch für an römische Volten gewohnte Beobachter fällt es nicht leicht, im deutschen Bischofsstreit in Sachen Kommunion für nichtkatholische Partner den Überblick zu behalten. Kurzversion der jüngsten Fakten: Letzte Woche präsentierte Kardinal Marx eine Note an Papst Franziskus, die vom Pontifex höchstpersönlich paraphiert wurde, und die Gespräche zwischen dem deutschen Bischofsvorsitzenden und Franziskus zusammenfasst.

Der deutsche Bischofsstreit

Kernpunkt dieser Note ist die Aussage, dass die umstrittene "Handreichung", welche die deutschen Bischöfe mit Dreiviertelmehrheit beschlossen hatten, und die von sieben Bischöfen unter Führung des Kölner Kardinals Woelki in Rom beeinsprucht wurde, nun als "Orientierungshilfe" für die Bischöfe veröffentlicht werden darf. Was letzten Mittwoch auch geschah. Die Zauberformel lautet: Es sei jetzt kein Dokument der Bischofskonferenz mehr, sondern eben eine Orientierungshilfe.

Dem einfachen Gläubigen erscheint dies alles als Wortklauberei, zumal ja auch die "Handreichung" nichts Anderes als eine Orientierungshilfe für Einzelfälle war. Sei's drum.

Vielleicht lässt sich dieser Streit um Kaisers Bart ja wirklich auf Unterschiede in der Mentalität zurückführen: Papst Franziskus liebt es, die Zügel locker zu lassen, um Lösungen in Einzelfällen zu ermöglichen. Er mag das aber nicht kodifizieren (oder - wie bei den wiederverheirateten Geschiedenen - allenfalls in der Fußnote eines päpstlichen Dokuments).

Die Rolle des Papstes

Könnte es sein, dass die an juristische Klarheit gewohnten Deutschen (auch Kardinäle Marx wie Woelki) nur nicht verstehen, dass es auch die - wie es so schön heißt - normative Kraft des Faktischen gibt? Will heißen: Die Praxis verändert auch die katholische Kirche schneller als es manchen dogmatisch eng Denkenden lieb ist. Ist es gar eine göttliche Chuzpe, die Franziskus - fast möchte man sagen: virtuos - einzusetzen imstande ist?

Dieser Artikel ist im Original unter dem Titel "Römische Volte oder Chuzpe?" am 5. Juli 2018 erschienen.

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