Peter Paul Kaspar.jpg - © Foto: Rupprecht@kathbild.at

Zum Tod von Peter Paul Kaspar: Lust in Text und Augen

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Der Künstlerseelsorger, Musiker, Schriftsteller, Kirchenreformer und langjähriger FURCHE-Kolumnist Peter Paul Kaspar ist 81-jährig verstorben. Ein Nachruf.

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Der Künstlerseelsorger, Musiker, Schriftsteller, Kirchenreformer und langjähriger FURCHE-Kolumnist Peter Paul Kaspar ist 81-jährig verstorben. Ein Nachruf.

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Priester, Musiker und Autor – Peter Paul Kaspar war jede seiner drei Rollen wichtig. Als Akademiker- und Künstlerseelsorger feierte der Rektor der Ursulinenkirche in Linz viele Gottesdienste, als Organist spielte er Konzerte im In- und Ausland, und gleichzeitig verfasste er etwa 30 Bücher über musikalische und religiöse Themen. „Musica Sacra“ (1999) und „Ein großer Gesang. Musik in Religion und Gottesdienst“ (2002) reflektierten die Kirchenmusik. 1992 bis 2008 lehrte er Musiktheorie (Geistliche Musik) am Linzer Bruckner-Konservatorium.

Als 1995 das Kirchenvolksbegehren startete, war PPK (Kaspar verwendete auch selbst gerne seine Initialen) von Anfang an dabei und publizierte das Buch „Das Schweigen des Kardinals und das Begehren des Kirchenvolks“. Viele Jahre war er dann im Vorstand der Pfarrer-Initiative. Er glaubte an die Reformierbarkeit der katholischen Kirche, engagierte sich leidenschaftlich dafür und ließ sich nicht verbittern. In einer Kirche, in der sich viele so gerne als Diener inszenieren, um die realen Machtverhältnisse zu verschleiern, verkörperte er eine gesunde Eitelkeit und versteckte seine Person nicht hinter „Sachfragen“.

40 Jahre schrieb Kaspar für DIE FURCHE, darunter auch als Kolumnist: 1977 setzte er sich mit dem Religionsunterricht auseinander (1982 bis 2007 war er Religionslehrer am Akademischen Gymnasium in Linz), 2017 schrieb er zum 70-jährigen Bestehen des Katholischen Akademikerverbandes Österreich über Intellektuelle in der Kirche; dazwischen verfasste er Essays und Polemiken, u. a. über heilige Zeichen und Zeiten, wiederverheiratete Geschiedene, kirchliche Zeiten und Feste, Fastenzeit und Marienverehrung sowie eine lange Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche. 1996 schrieb er in seinen Thesen über Sexualität: „Eros und Sexualität sind vitale Grundkräfte des Menschen. Sie sind in sich gut und bedürfen keiner besonderen Rechtfertigung. Die Bibel sieht in ihnen – wie in einem Abbild – die Liebe und die Kreativität Gottes ausgedrückt.“

2016 erschien Kaspars letztes Buch „Wer hat das Ave Maria geklaut? Die wechselvolle Geschichte musikalischer Ohrwürmer“, bis 2018 konnte er noch für die Zeitschriften Quart und Kirche In schreiben, danach erzwang eine fortschreitende Demenzerkrankung sein Verstummen in der Öffentlichkeit. Am 22. April ist Peter Paul Kaspar in Wien verstorben. Wer ihn kannte, wird auch in der Trauer um ihn die Lust nicht vergessen, die aus seinen Texten wie aus seinen Augen sprach.

Der Autor war von 2002 bis 2008 FURCHE-Feuilletonchef und ist freier Journalist und Übersetzer.

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