Tennisschwarm - © Illustration: Rainer Messerklinger

Tennis-(schw)arm

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FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic ist in Sarajevo geboren und in Kärnten aufgewachsen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Kultur, Identitäten und die Frage, was uns verbindet. Diese Woche geht es um das Verlieben.

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FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic ist in Sarajevo geboren und in Kärnten aufgewachsen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Kultur, Identitäten und die Frage, was uns verbindet. Diese Woche geht es um das Verlieben.

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In der Hauptschule fuhren wir auf Sommersportwoche. Im Reisebus Richtung Millstätter See verteilte die Lehrerin Sunkist und eine Liste mit Sportarten. Da ich mich vor dem tiefsten See Kärntens fürchtete, wählte ich Tennis und Tanz. Am nächsten Morgen begrüßte uns kaugummikauend Michi, der 20-jährige Tennislehrer. Er trug dunkelblaue Shorts und eine fluoreszierende Sonnenbrille, in der wir uns wie in einem Fischauge spiegelten. Von der ersten Sekunde an waren ich und meine Freundinnen in ihn verknallt. Um unsere Liebe zu beweisen, strengten wir uns wahnsinnig an. Nach dem Training kaufte Michi „seinen Mädels“ ein Eis. Mit hochrotem Kopf und schokoladenverschmierten Mündern schmachteten wir ihn an. Bei der großen Abschiedsparty im Partykeller wollte ich Michi meine Liebe gestehen. Mit toupierten Haaren und in knappen Blümchentops schwangen wir „Mädels“ schüchtern unsere Hüften auf der Tanzfläche, indes ein Song von den Gorillaz ertönte. Doch Michi stand draußen vor dem Club und schäkerte mit Chrissy, einer sexy Maturantin. Er schenkte mir nicht einmal einen Blick, als ich mich von ihm verabschiedete. Auf der Rückreise dröhnte aus meinem silbernen Diskman: „I ain’t happy, I’m feeling glad / I got sunshine in a bag / I’m useless but not for long.“ Unter Tränen und mit schmerzendem Tennisarm saugte ich verzweifelt einen Sonnenstrahl aus dem Sunkist: „The future is coming on, is coming on, is coming on.“

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