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Was Messner nicht wollte

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Zum 100. Geburtstag von JohannesMessner (FURCHE 6/1991) und der Sozialenzyklika Rerum nova-rum(1891)sowiezum60. Jahrestag von Quadragesimo anno (1931) sei erinnert, daß Messner letztere, die die geistige Grundlage der Sozialordnung in Österreich nach Februar 1934 bildete, beeinflußt hatte. Umso merkwürdiger und widersprüchlicher war es dann anläßlich des Papstbesuches in Österreich im Jahre 1988 und im Bedenkjahr um die tragischen Ereignisse rund um die Auslöschung Österreichs 50 Jahre zuvor hören zu müssen, was in diesem Zusammenhang über Johannes Messner geäußert wurde: Er habe „die Munition für den Ständestaat geliefert”.

Es scheint gerade zu seinem 100. Geburtstag notwendig, seine Absichten gegenüber dem Ständestaat zu kennen und solche Irrtümer endlich zu begraben. Die Recherche bei zuverlässigen Historikern ergab folgendes Bild: Messner wollte nicht die Demokratie zerstören. Er sah die Notwendigkeit einer Kooperation der Berufsstände aus dem Geist des Solidaritätsprinzips. Hier hat er recht gesehen, wie die Entwicklung der Sozialpartnerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich und anderen Ländern deutlich gemacht hat. Messner ist es um die Überwindung des Klassenkampfes gegangen.

In der Praxis hat der österreichische Ständestaat etwas anderes verfolgt als Messner wollte: Man hat das Parlament aufgelöst, gewiß versucht, neue berufsständische Ersatzlösungen zu finden.

Die Ungunst der Zeit, die innenpolitischen Gegensätze und die latente Bedrohung durch das nationalsozialistische Deutschland hat ein Ausreifen dieser Ideen verhindert. So ist der Ständestaat 1934/ 38 ein Torso geblieben. Man konnte sich zurecht weder auf Quadragesimo anno noch auf Messner berufen.

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