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Prügelknabe Daliinger

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Wenn Bundeskanzler Bruno Kreisky wieder einmal etwas von einer höheren Besteuerung des 13. und 14. Monatsgehaltes brummt, wagt kein Parteigenosse offenen Widerspruch. Obwohl darüber kein Deut im sozialistischen Wirt-schaftsprogramnt steht. Und obwohl Finanzminister Herbert Solcher dies in Erinnerung an ein Wahlversprechen ausgeschlossen hat.

Wenn aber Sozialminister Alfred Dallinger die Abschaffung der Wohnungsbeihilfe von 30 Schilling fordert, wird er postwendend abge-kanzlert.

Und erst recht gehen allen voran Partei- und Gewerkschaftsfreunde auf ihn los, wenn er konsequent für Urlaubsverlängerung und Arbeitszeitverkürzung eintritt.

Natürlich kann man geteilter Meinung sein, ob diese Forderungen gut und realistisch sind. Alle dürfen sich daran stoßen - nur nicht Daliingers Parteikollegen.

Sie haben nämlich gemeinsam mit ihm das SPÖ-Wirtschaftspro-gramm beschlossen und gefeiert, derentwegen sie jetzt kräftig den Sozialminister hauen.

Dabei hat Prügelknabe Dallinger doch wirklich nichts anderes getan, als das Parteiprogramm buchstäblich ernst genommen.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten.

Die erste: Eigentlich darf das Wirtschaftsprogramm nicht so ernst genommen werden, daß daraus auch konkrete politische Forderungen abgeleitet werden dürfen. Das wäre wenig schmeichelhaft fur die Qualität solcher Konzepte. .

Die zweite: Oder man will es doch, nur der Mut reicht nicht aus, dazu zu stehen, den Wählern reinen Wein einzuschenken. Das wäre nicht minder erschütternd.

Nicht Dallinger, die SPÖ muß hier noch eine Klarstellung liefern.

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