Erwecktes Christentum - Evangelikale Christen beim Sonntagsgottesdienst in der First Baptist North Church in Spartanburg, South Carolina.

Wer Islamismus sagt, sollte auch Christianismus sagen

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In den USA hätte Donald Trump keine Chance aufs Präsidentenamt, wenn er nicht massiv vom Christianismus unterstützt würde. Dem Rechtsruck in Europa entgegenzuwirken, ist praktizierte Nächstenliebe. Dazu gehört auch, auf meine eigene Wortwahl zu achten.

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In den USA hätte Donald Trump keine Chance aufs Präsidentenamt, wenn er nicht massiv vom Christianismus unterstützt würde. Dem Rechtsruck in Europa entgegenzuwirken, ist praktizierte Nächstenliebe. Dazu gehört auch, auf meine eigene Wortwahl zu achten.

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Üblicherweise unterscheide ich zwischen Islam und Islamismus. Islamismus ist die fundamentalistische Verdrehung dessen, worauf es im Islam ankommt. Das beste Mittel gegen Islamismus ist ein standfester, lebensfroher, weltoffener Islam, der gern im Austausch mit anderen Religionen und Weltanschauungen lebt. Er kann Verdrehtes geraderücken, das Vulneranzpotenzial des Fundamentalismus adressieren und hoffentlich viele Menschen vom Irrweg gar zu leichter Antworten auf komplexe Problemlagen abbringen. Aber was ist mit dem Christentum? Diese Frage stellte mir kürzlich die religionswissenschaftliche Kollegin Nina Käsehage; denn in der Theologie wird meist von fundamentalistischem Christentum geredet. Der Einwand ist berechtigt. Wenn „Islamismus“ ein stehender Ausdruck ist, dann sollte „Christianismus“ das ebenfalls sein. Tatsächlich gibt es dieses Wort bereits. Dass ich es bislang kaum benutze, wundert mich jetzt selbst. Ich sollte „Christianismus“ bewusst in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. Denn leider ist er weit verbreitet.

In Deutschland haben vor zwei Wochen etwa zwölf Prozent der Katholikinnen und Katholiken und 14 Prozent der Protestanten die AfD gewählt. Eine rechtsextreme Partei mit offen rassistischen Positionen. In Baden- Württemberg werden zwei freikirchliche Gemeinden vom Verfassungsschutz beobachtet, weil sie Politiker verächtlich machen, extremistische Verschwörungsideologien verbreiten und den demokratischen Staat delegitimieren. Rechtsextremismus wird häufig religiös begründet. In den USA hätte Donald Trump keine Chance aufs Präsidentenamt, wenn er nicht massiv vom Christianismus unterstützt würde. Dem Rechtsruck in Europa entgegenzuwirken, ist praktizierte Nächstenliebe. Dazu gehört auch, auf meine eigene Wortwahl zu achten.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg.

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