Katholische Frömmigkeit: Die Rolle von Eucharistie und Marienverehrung
Auf der Ökumenischen Fachtagung in Wien wurde die Bedeutung von Eucharistie und Marienfrömmigkeit für Katholiken neu beleuchtet. Diese zentralen Glaubenselemente fördern eine tiefere Christusfrömmigkeit und spirituelle Verbundenheit.
Auf der Ökumenischen Fachtagung in Wien wurde die Bedeutung von Eucharistie und Marienfrömmigkeit für Katholiken neu beleuchtet. Diese zentralen Glaubenselemente fördern eine tiefere Christusfrömmigkeit und spirituelle Verbundenheit.
Der Titel war das Thema der Ökumenischen Fachtagung am 19./20. Jänner in Wien. Die FURCHE hat darüber kurz berichtet. Aus meinem Referat hieß es nur, wir Katholiken hätten „ausufernde Formen eucharistischer und marianischer Frömmigkeit". Das habe ich auch gesagt, viel mehr aber darüber, was uns Katholiken Eucharistie und Marienfrömmigkeit bedeuten.
Für die römisch-katholische Kirche ist Eucharistie Höhepunkt und Quelle allen Tuns. Die Betonung der Sonntagsmesse hat zu einer besonderen Sonntagskultur geführt. Die tägliche Messe wurde für viele spirituelle Quelle für Alltag, Beruf und christliches Engagement. Häufiger Kommunionempfang hat zu einer vertieften Christusfrömmigkeit verholfen.
Eucharistie in der katholischen Frömmigkeit
Die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe hat Ordensgemeinschaften und einzelne zur Anbetung mit großen spirituellen Werten motiviert. Eucharistische Prozessionen, besonders zu Fronleichnam, stellen die alltägliche Lebenswelt bewusst unter die Gegenwart des Auferstandenen und werden, recht verstanden, zum gläubigen Bekenntnis einer „Wirklichkeit", die alle sonst so wichtig erscheinenden Realitäten übersteigt. Eine Frucht der Ökumene ist, dass wir Katholiken Einseitigkeiten der eucharistischen Frömmigkeit korrigierten; die evangelischen Gemeinden aber lernten, wieder häufiger das Abendmahl zu feiern.
Marienfrömmigkeit hat das geistliche Leben vieler bereichert. Sie haben besser beten gelernt: Mit Maria Gott zu loben, wie sie im Magnificat; ihn vertrauensvoll für die eigene Not und die der Welt zu bitten. Der „Engel des Herrn", zu dem die Kirchenglocken rufen, hat den ganzen Tag unter die darin erwähnten Christusmysterien gestellt.
Marienfrömmigkeit als Brücke zwischen den Konfessionen
Der Blick auf Maria hat zur Nachahmung bewogen, wie sie sich Gott zu eröffnen, sich ganz für Seine Sache einzusetzen, auch in Ungewissheit und Leid zu glauben, dass bei Gott alles möglich sei. Rechte Marienverehrung hat das Erlösungsgeheimnis mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand erkennen lassen. Und Wallfahrten waren oft Anlass zur Beichte und Hinführung zur Eucharistie.
Könnte eine bei Katholiken geläuterte Marienfrömmigkeit nicht auch evangelische Christen zu Luthers ursprünglicher Marienliebe führen?
Dieser Artikel ist im Original unter dem Titel „Reichtümer der Spiritualität teilen“ am 1. Februar 1996 erschienen.
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