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Die Aufgabe: der Frieden
„Die Freiheit hängt von jedem ab.“ „Es ist an der Zeit, die Weihnachtsbotschaft auch praktisch anzuwenden.“ Die Ansprachen des Papstes Johannes' XXIII. in der Weihnachtszeit ftellen einen „Appell an alle“ dar, wie er in dieser Offenheit nie zuvor aus Rom zu hören war. Vielleicht sind deshalb unsere österreichischen Zeitungen so sehr erschrocken, daß sie es nur „wagten“, jeweils einige Sätze aus ihnen zu zitieren, von denen sie annehmen konnten, daß sie jeweils ihr Publikum nicht zu sehr schockieren oder gar aufrütteln würden.
Geben wir also dem Vollgehalt der päpstlichen Reden das Wort. Der Heilige Vater betonte zunächst, daß sein Friedensappell vom 25. Oktober nicht auf taube Ohren stieß und daß sich „glückliche Entwicklungen“ ergeben, die als der Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte der Menschheit betrachtet werden können. Es gibt >,klare Anzeichen eines tiefen Verständnisses in internationalen Angelegenheiten“. Johannes XXIII. dankt Gott, daß sodann der Friedensappell seiner Weihnachtsbotschaft in aller Welt gut aufgenommen worden ist (das klingt anders als die hämischen „Kommentare“ in einem Teil unserer Presse zu den langen Würdigungen in der russischen Presse) und das Licht der Hoffnung verstärkt habe, das über den Völkern entzündet ist. Allenthalben sind Kräfte am Werk, um Ursachen der Konflikte zu beseitigen.
Für Christen, für Katholiken besonders wichtig sind folgende Erklärungen des Papstes: Unter allen Gütern des Lebens, der Geschichte, der Seelen, der Familien, der Völker ist der Friede das wichtigste und wertvollste Gut. Es gilt, ihn zu suchen, ihn um uns zu schaffen, damit er sich in der ganzen Welt ausbreite, ihn zu schützen und niemals preiszugeben.
Papst Johannes XXIII. hat mehrfach in diesen letzten Monaten diese Feststellung gemacht: Der Friede ist das höchste Gut auf Erden. Damit verurteilt er implizite jene katholische Atombombentheologie, die in den letzten lahren soviel Aufsehen erfahren hat: Sie stützt sich nämlich primär auf den Satz: Der Friede ist der Güter höchstes nicht; es kann Ausdruck einer „franziskanischen Gesinnung“ sein, zur Atombombe zu greifen ...
Johannes XXIII. appellierte sodann an die Regierungen, mit Verhandlungen in offener und loyaler Weise fortzufahren.
Fassen wir diesen Achsenpunkt der päpstlichen Ansprachen rund um die Weihnacht 1962 ins Auge: Christen, gebt Frieden, anstatt ihn immer wieder nur von den anderen zu heischen I Öffnet eure Augen und Herzen in dieser Wendezeit, in der sich „neue Aussichten brüderlichen Vertrauens und der Schimmer heiterer Horizonte wahren sozialen und internationalen Friedens“ gezeigt haben.
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