15 Jahre Islamkolumne
Über die Erlebnisse unseres Autors in 15 Jahren Kolumnen über den Islam.
Über die Erlebnisse unseres Autors in 15 Jahren Kolumnen über den Islam.
Als mich vor etwa 15 Jahren Otto Friedrich gefragt hat, ob ich mir vorstellen könne, für DIE FURCHE eine monatliche Islamkolumne zu schreiben, ahnte ich nicht, welche gesellschaftspolitische Relevanz dieser geistige Raum haben würde. Empirische Studien zeigen, dass Menschen gerade dort, wo kaum Muslime leben, die stärksten Vorbehalte gegen den Islam haben. Das heißt, dort, wo die Begegnung fehlt, entstehen gegenseitige Vorurteile und Ressentiments. Man darf auch die Wirkung der geistigen Räume der Begegnung, wie Kolumnen, Bücher und Artikel, nicht unterschätzen.
Über die Jahre haben mich zahlreiche Rückmeldungen erreicht, von Lehrerinnen und Lehrern, von Menschen, die im interreligiösen Dialog beschäftigt sind, aber auch von vielen Interessierten. Viele Religionslehrer setzen die Kolumnen in ihrem Unterricht ein, andere nehmen sie als Grundlage für sachliche Diskussionen. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass es nicht darum geht, aus einer Verteidigungshaltung zeigen zu wollen, wie toll die eigene Religion ist. Es geht vielmehr darum, eine Art Reibungsfläche zu bieten, ja sogar mit Positionen zu irritieren, die Muslime wie Nichtmuslime zum kritischen, aber auch differenzierten Nachdenken bewegen. Das Risiko dabei liegt auf der Hand, man macht sich dadurch nicht nur Freunde. Aber kritisches Anfragen ist notwendig. Ein Dialog, in dem es lediglich darum geht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Kenntnis zu nehmen, ist zwar wichtig, bietet aber nicht genügend Raum dafür, dem anderen auch kritische Fragen zu stellen. Dabei kann gerade dies ein wichtiger Anstoß zum kritischen Reflektieren der eigenen Positionen sein.
Ich danke von ganzem Herzen Otto Friedrich, der nun in Pension geht, für die äußerst konstruktive Zusammenarbeit und freue mich auf den weiteren geistigen Austausch mit der Leserschaft.
Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.
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