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Ja

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Dies ist — hoffentlich — der letzt Artikel, den wir der noch offenen Frage der Arbeitsruhe am österreichischen Nationalfeiertag widmen müssen. Die Lage ist bekannt: Mit der ihm eigenen Impulsivität hat sich der Regierungschef im vergangenen Herbst gegen die verschiedensten Widerstände die Arbeitsruhe für den 26. Oktober durchgesetzt. Die Initiative hatte nur einen Schönheitsfehler: Sie war für 1966 begrenzt, wobei bekanntlich Erwägungen mitspielten, die vor einer endgültigen Regelung die Kirche zum Verzicht auf einen der traditionellen katholischen Feiertage zu bewegen hofften. Diesen Überlegungen wurde inzwischen durch die ablehnende Haltung der österreichischen Bischöfe sowie den Hinweis, daß man mit einem solchen „Feiertagstausch“ in die Minenfelder internationaler Verträge (Konkordat) geraten würde, der reale Boden entzogen. Seit der letzten Bischofskonferenz weiß man es allgemein: Dieser Weg ist nicht gangbar. Verschiedene Pläne, die seither lanciert ' wurden, hatten daher eher den Charakter eines Rückzugsgefechtes jener Kreise, denen jede Stunde einer dem Nationalfeiertag geopferten Arbeitsruhe beinahe als eine nationale Katastrophe erscheint.

Im Generalsekretariat der Volkspartei dachte man nüchterner. Hier reifte auch in Ubereinstimmung mit dem Ballhausplatz der Plan, zu einer endgültigen Regelung der ^eiertagsfrage das „Schweizer Modell“ zu favorisieren. Dieses „Schweizer Modell“ sieht keineswegs, wie einige Blätter wissen wollten, einen normalen Arbeitstag mit Feiern am Abend desselben vor. Nach ihm endet vielmehr die normale Arbeit um 12 Uhr, der Nachmittag ist frei. Eine solche Regelung mag auf den ersten Blick nicht alle erfreuen. Auch scheint ihr etwas von jener typischen österreichischen Halbheit innezuwohnen. Dennoch können wir uns mit ihr befreunden. „Die Furche“ hat schon seinerzeit (1. Oktober 1966) diesen Ausweg, der einen Kompromiß zwischen den Wünschen weiter Kreise des österreichischen Volkes und den Interessen der Wirtschaft darstellt, als gangbar gewiesen. Erst vor kurzem wurde an dieser Stelle daran erinnert (18. Februar 1967). Wir können dem „Schweizer Modell“ sogar einige positive Züge gegenüber der totalen Arbeitsruhe abgewinnen. Schulfeiern am Vormittag und am Ende der Arbeitszeit in den Betrieben sind dem Charakter des Tages der Neutralität bestimmt besser angepaßt als eine familiäre Spritztour ins Grüne in aller Herrgottsfrühe. Das sehr persönliche „feiern“ braucht am Nachmittag nicht zu kur~ zu kommen.

Die österreichische Wirtschaft wird die etwas versüßte Pille nun leichter schlucken können. Auf Seite der Gewerkschaften aber, in deren Reihe erfreulich viele überzeugte Vorkämpfer für den österreichischen Nationalfeiertag zu finden sind, sollte man ebenso wie in der sozialistischen Opposition nicht nur auf „stur“ schalten und besser allen Verdächtigungen den Boden entziehen, daß die Bestrebungen hier nur der Verkürzung der Arbeitszeit und nicht jenem Tag, der alle Österreicher guten Willens einen soll, gelten.

Deshalb: Ja zum „Schweizer Modell“. Wie schön wäre es freilich gewesen, wenn wir schon vor einem Jahr so weit gewesen wären.

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