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Oper — Kantate — Konzert

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Im Zeitraum einer Woche gab es zwei Puccini-Premieren. „Die Bohime’ im Theater an der Wien, von Prof. Elans Swarowsky textlich bearbeitet, wurde von Joseph Gielen neuinszeniert. Die Bühnenbilder schuf Stefan Hlawa, die Kostüme Erni Kniepert. Orchester und Sänger, von Clemens Krauß geleitet, standen über dem Durchschnitt, Ganz rührender Wohllaut: Sena Jurinac als Mimi, sehr unpariserisch; Wilma Lipp, eine angenehme Überraschung: Karl Terkal als Rudolf, vor allem stimmlich. — Wem die früheren Puccini- Texte recht sind, der hat keine Ursache, über „Das Mädchen aus dem goldenen Westen“ (Volksoper) die Nase zu rümpfen. Jedenfalls ist der „Butterfly“-Text sentimentaler und der zur „Tosca" brutaler. Dagegen ist die Musik der 1910 beendeten Wildwestoper feiner, differenzierter und raffinierter. Viele Takte könnten in Partituren Debussys oder Ravels stehen. Gewiß fehlen die „Schlager", Aber vielleicht hat Puccini auf diese Nummern verzichtet, weil sie nicht zum Stil dieser Ope paßten (in der „Turandot waren sie dann plötzlich wieder da!). In den Hauptrollen: Ljuba Welitsch, Josef Gostic und Karl Kamann. Die Leiter des Bühnen- und des Orchesterspieles (Adolf Rott und Meinhard Zallinger) verstehen zu interessieren. Szenenbilder und Kostüme von W. Hoeßlin und Elli Rolf sind als besonders geglückt hervorzuheben.

Frank Martins Kantate nach Rilkes „Cornet , die an dieser Stelle nach der österreichischen Erstaufführung ausführlich besprochen wurde, stand auf dem Programm eines öffentlichen Samstagnachmittagkonzerts von Röt-Weiß-Rot. Unter der Leitung von

Rudolf Moralt spielte ein Ensemble der Philharmoniker und sang Elisabeth Höngen die ungewöhnlich schwierige und strapaziöse Solopartie: eine großartige physische, geistige und musikalische Leistung. (Daran mögen sich die Manager der Kunst ein Beispiel nehmen. Der Ansager im Radio sprach konstant von einem Herrn Martin, weil er anscheinend den aus Genf gebürtigen Schweizer Franzosen Frank Martin — dessen Name französisch ausgesprochen wird, mit dem Vetter Martin verwechselte, Dann folgte als Einleitung eine Inhaltswied ergäbe der Rilkeschen Dichtung. Das ist so, wie wenn man vor Beethovens Neunter die Schiller-Ode „An die Freude“ nacherzählt. Doch darüber mögen sich die für den „Cornet“ schwärmenden Backfische zwischen 15 und 45 beschweren.)

Drei Klavierkonzerte von Mozart spielte (von den Wiener Symphonikern unter Felix Prohaska begleitet) der in Amerika lebende französische Pianist Robert Casadesus:

nobel, empfindsam und allé Exzesse vermeldend. Seine absolute Meisterschaft zeigte Casadesus an einem Soloabend itn vollbesetzten großen Konzerthaussaal mit Werken Von Debussy und Ravel. In diesen Völlig unnaturalistischen Naturbildern und wohlklingenden Elementarausbrüchen sind Kräfte Verborgen, die man nicht vermutet Casadesus hat uns die beiden Klangfarbenmeister Von ihrer großartigen, zeitlos-imposanten Seitë gezeigt und für diese künstlerische Tat enthusiastischen Beifall geerntet.

In einem von der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft veranstalteten und von den Wiener Symphonikern ausgeführten Orchesterkonzert dirigierte Prof. Alfred Mendelsohn aus Bukarest Werke von vier rumänischen Komponisten, Von denen drei (zwischen 25 und 45 Jahren) erst jetzt zum Zuge gekommen sind, während Sabin Drägoi, auch durch den Stil seiner folkloristischen Bearbeitungen, noch zur älteren Generation gehört. Es gab Lieder mit Reminiszenzen an den Kampf der klassenkämpferischen Revolutionäre der jüngsten Vergangenheit und sehr programmatische Programmusik, daneben auch zwei freiere Werke: eine Suite aus dem Film „Neue Felder in den Auen des Pruth“ und „Zwei rumänische Tänze" von Drägoi. — Die übrigen Kompositionen, darunter ein Satz aus einer „Aufbau-Symphonie“ Von Mendelsohn, wirken uniform und akademisch — trotz Bläserfanfaren und robuster Behandlung des Schlagwerks. Es gibt weder formale noch harmonische oder instrumentale Kühnheiten. Technisch überschreitet keines der angeführten Werke, mit Ausnahme der Studien von Drägoi, die Linie TschaikowSky — Liszt.

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