Der Wortschatz: Illustration aus dem Kinderbuch von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger - © Illustration: Simon Röthlisberger

Der Wortschatz: Schweizer Künstler packen Sprachgewalt in Bilderbuch

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Buchpreis von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur: Eine anregende Lektüre für kleine und große Leser und Leserinnen.

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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, so hat es der Philosoph Ludwig Wittgenstein einst treffend formuliert. Umgekehrt beziehungsweise positiv formuliert kann das aber auch bedeuten: Je mehr ich die Welt sprachlich benennen kann, desto mehr erschließt sie sich mir. Das gilt für die kindliche Weltentdeckung gleichermaßen wie für das Erlernen einer neuen Sprache. Das Schweizer Künstler-Duo Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger erzählt von diesem vielschichtigen Prozess in einem Bilderbuch, das sowohl durch seine kluge Machart als auch seine ansprechende ästhetische Umsetzung überzeugt und sich damit für eine rein lustvolle Betrachtung ebenso anbietet wie für eine didaktische Bearbeitung in unterschiedlichsten Kontexten mit Menschen unterschiedlichster Altersstufen.

"Der Wortschatz" lädt zum Wörter-Selbermachen ein

„Morgenblöd“, „jammerschade“ und „glücksfröhlich“ – bereits am Vorsatzpapier signalisiert eine Fülle an Begriffen, dass es hier sowohl um bereits existierende als auch um neu erschaffene Wörter geht. Oscar entdeckt beim „täglichen Löcherbuddeln“ eine Holztruhe und vermutet darin allerlei Schätze. Tatsächlich ist aber etwas ganz anderes drinnen verborgen: Wörter nämlich, ein beachtliches Durcheinander an allerhand Wörtern. Oscar probiert zunächst ganz haptisch aus, was mit einem der Wörter anzufangen ist – dieses Experimentieren wird im Bild sehr anschaulich inszeniert, da werden Buchstaben gequetscht, gedehnt und schließlich ratlos zusammengeknüllt. Dieses Bündel wirft er achtlos in ein Gebüsch, auf den Lippen ein enttäuschtes „Pff …“. Doch tatsächlich hat diese Handlung Folgen: Da das Wort „quietschgelb“ lautete, galoppiert plötzlich ein quietschgelber Igel an ihm vorbei, der offenbar im Gebüsch versteckt war. So entspinnt sich ein wunderbar zweckentleertes Spiel mit der Kraft des Benennens, in dem Kuriositäten wie ein haariger Baum, ein pompöses Vogelhäuschen oder ein monströser Käfer entstehen, jeweils in klug gewählter Perspektive und variantenreichen Farbschattierungen dargestellt.

Doch irgendwann ist die Truhe leer und Oscar steht auf einer entleerten Doppelseite plötzlich wortlos da. Die Suche nach neuen Wörtern erweist sich als nicht so einfach – wie gut, dass Louise auf ihrer buntsatten Blumenwiese gerade frische gemacht hat. Sie inspiriert Oscar, sich selbst ans Wörter kreieren zu machen. „Die selbst gemachten Wörter packte Oscar behutsam in seine Wortschatztruhe. Von Zeit zu Zeit nahm er ein Wort heraus – genau dann, wenn es passte und Freude bereitete.“

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