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„Disco Boy“: In der Fremdenlegion

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Giacomo Abbruzzeses Spielfilmdebüt entwickelt dank seines pulsierenden Soundtracks einen suggestiven Sog.

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Giacomo Abbruzzeses Spielfilmdebüt entwickelt dank seines pulsierenden Soundtracks einen suggestiven Sog.

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Giacomo Abbruzzese lässt in seinem Spielfilmdebüt „Disco Boy“ einen Belarussen (Franz Rogowski) nach Frankreich fliehen, wo er in der Fremdenlegion eine neue Identität und Heimat sucht. Bald aber wird er nach harter Ausbildung mit einem Trupp ins Niger-Delta geschickt, um französische Geiseln aus der Hand von Guerillakämpfern zu befreien ... Nicht breit ausformuliert, sondern fragmentiert und extrem verdichtet erzählt der Italiener nicht nur vom Gegensatz zwischen Osteuropa und dem Sehnsuchtsland Frankreich, sondern auch vom Spannungsfeld zwischen Europa und Afrika. Während die Szenen von der Ausbildung, die intensives Körperkino bieten, unübersehbar an Claire Denis’ „Beau Travail“ anknüpfen, wecken die Szenen vom nächtlichen Dschungelkampf Erinnerungen an Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“. Diesen mit Wärmebildkameras gefilmten, surrealen Bildern stehen wiederum dokumentarische Flugaufnahmen der durch die Ölgewinnung verwüsteten Region und riesiger Raffinerien gegenüber. Aber auch der Kontrast von unberührtem grünem Dschungel und den Folgen des barbarischen menschlichen Eingriffs in die Natur wird hier sichtbar.

Zerrissen wirkt „Disco Boy“ zwar in seiner Sprunghaftigkeit, entwickelt aber durch die Kameraarbeit von Hélène Louvart und den pulsierenden Soundtrack des Elektromusikers Vitalic einen suggestiven Sog. So überträgt sich durch das Aufeinanderprallen von Gegensätzen wie auch durch das starke Spiel von Franz Rogowski das Gefühl der Fremdheit direkt auf das Publikum und macht die Zerrissenheit, aber auch die Sehnsüchte des Protagonisten intensiv erfahrbar.

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