WU-Rektorin Hanappi-Egger: „Das System hat Defizite, nicht die Frauen“
Seit 2015 ist Edeltraud Hanappi-Egger Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien. Ein Gespräch über gute Führung in der Pandemie, Management-Mythen und mehr Talente durch Diversitätsförderung.
Seit 2015 ist Edeltraud Hanappi-Egger Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien. Ein Gespräch über gute Führung in der Pandemie, Management-Mythen und mehr Talente durch Diversitätsförderung.
Genau 22 Rektor(inn)en gibt es in Österreich – sechs davon sind Frauen. Edeltraud Hanappi-Egger ist eine von ihnen: Seit 2002 ist die studierte Informatikerin Professorin für „Gender & Diversity in Organizations“ an der Wirtschaftsuni Wien, seit 2015 steht sie an deren Spitze. Die FURCHE hat mit ihr im Rahmen der Reihe „Wert(e) voll führen“ – einer Kooperation mit dem „Forum christlicher Führungskräfte“ – gesprochen.
DIE FURCHE: Frau Rektorin, was bedeutet es, eine Universität durch eine Pandemie zu führen?
Edeltraud Hanappi-Egger: Es bedeutet etwa, in sehr kurzer Zeit 2300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Homeoffice umzustellen und mit über 1700 Lehrveranstaltungen in die Distanzlehre zu wechseln. Das war ein Kraftakt. Wir haben das zwar gut hinbekommen, aber da die Krise noch nicht vorbei ist, müssen weiterhin Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden.
DIE FURCHE: Home-Office oder Distance-Teaching verändern eine Organisation wesentlich. Wie ist trotzdem ein Miteinander möglich?
Hanappi-Egger: Es war uns sehr schnell klar, dass wir Unterstützung anbieten müssen, wir haben Weiterbildungsmaßnahmen aufgesetzt und Handbücher verfasst, wie man soziale Events online organisieren kann, um nicht in bloßer Tagesordnungsabhandlung zu verharren. Sobald es möglich war, haben wir die Uni auch wieder im Schichtbetrieb geöffnet, in der Bibliothek haben wir Lernzonen geöffnet für Studierende, die gefährdet waren zu vereinsamen. Und wir haben ein monatliches Online-Townhall-Meeting eingeführt, bei dem ich als Rektorin mit den Vizerektor(inn)en dem ganzen Haus für Fragen zur Verfügung stehe. Viele Kolleg(inn)en mit Vereinbarkeitsthemen wünschen sich weiterhin ein Hybrid-Modell. Klar wurde aber auch, dass all dies kein Komplett-Ersatz ist für direkte soziale Interaktion. Gerade für Personen, die neu an die Uni kommen, ist Beziehungsaufbau auf diese Art sehr schwierig. Dieses „Onboarding“, bei dem Menschen den Spirit einer Organisation erleben, kann man online nicht ersetzen.
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