Was zählt nach Corona: Planet, Wirtschaft oder Menschlichkeit?
Ökozentrismus, Anthropozentrismus, Primat der Ökonomie: Das Coronavirus wirft prinzipielle Fragen auf, die nie ganz in der öffentlichen Debatte angekommen sind.
Ökozentrismus, Anthropozentrismus, Primat der Ökonomie: Das Coronavirus wirft prinzipielle Fragen auf, die nie ganz in der öffentlichen Debatte angekommen sind.
Vor etwa 30 Jahren meinte Prince Philip, der Ehemann der Queen: „Für den Fall dass ich wiedergeboren werde, würde ich gerne als tödlicher Virus wiederkehren, um etwas dazu beizutragen, das Problem der Überbevölkerung zu lösen.“ Prince Philip, Vater von vier Kindern, war damals Präsident des World Wide Fund for Nature (WWF). Heute, mitten in der Corona-Pandemie mit bislang mehr als 600.000 Opfern, klingt der Satz „spooky“, einfach gruselig. Und die Pandemie ist noch lange nicht vorüber.
Eine naheliegende Antwort auf die Covid-19-Krise hält sich an die Vorgaben einer humanistischen, anthropozentrischen Ethik, wo jedes Menschenleben zählt – auch natürlich das von älteren oder kranken Menschen. Tatsächlich hat die Coronakrise Spannungen zwischen mehreren Positionen verschärft: auf der einen Seite die Verfechter von degrowth oder post-growth economics, die einen ökonomischen Schrumpfungsprozess genauso positiv sehen wie einen Bevölkerungsrückgang, weil beides gut für unseren nicht austauschbaren Planeten sei.
„Wachstumsrücknahme“?
Auf der anderen Seite die genannten humanistischen Ansätze in unterschiedlichen Ausgestaltungen: Jedes Menschenleben ist wertvoll. Dieses humanistische Argument macht sich die dritte Position zunutze, die für das Primat der Wirtschaft plädiert. Das ökonomische Wachstum sollte vor allem in den Schwellenländern weitergehen, weil es Menschenleben rette. Denn Wirtschaftswachstum korreliert mit einem höheren Lebensstandard – zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Aber dieses Wachstum geht meistens auf Kosten der Umwelt und hilft nicht immer den Bevölkerungsschichten, die gerade jetzt Hilfe am nötigsten hätten.
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