Sex - © Illustration: Rainer Messerklinger

Neuer Erlass zur Sexualpädagogik: Elternkritik und kirchliche Bedenken

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Der neue Entwurf zur Sexualpädagogik hat heftige Reaktionen ausgelöst. Eltern und kirchliche Organisationen warnen vor einer verstaatlichten Sexualerziehung.

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Der neue Entwurf zur Sexualpädagogik hat heftige Reaktionen ausgelöst. Eltern und kirchliche Organisationen warnen vor einer verstaatlichten Sexualerziehung.

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Wochenlang hat der Entwurf eines neuen Grundsatzerlasses zur Sexualpädagogik die Wangen erhitzt (vgl. FURCHE Nr. 20 und 22): Eltern und kirchliche Organisationen warnten vor einer verstaatlichten Sexualerziehung, manche sogar vor einer Anleitung zum kollegialen Pornoschauen und Masturbieren. Die Ängste kamen geradewegs aus Deutschland geschwappt: Dort liefern sich Vertreter einer "Sexualpädagogik der Vielfalt" und "Gender-Gaga"-Kritikerinnen seit Monaten einen Kulturkampf darüber, ob es für Halbwüchsige tatsächlich notwendig ist, einen "Puff für alle" planen oder mit Vibratoren und Lederpeitschen umgehen zu können.

Kontroversen und Missverständnisse um den neuen Erlass

Von solchen Jenseitigkeiten war der Entwurf, den Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) im März zur Stellungnahme ausschickte, weit entfernt. Trotzdem sorgte insbesondere die mangelnde Einbeziehung der Eltern für Empörung. Im finalen Erlass, den die Ministerin vergangenen Dienstag präsentierte, wird nun die Zusammenarbeit mit ihnen ebenso betont wie ihre zentrale Verantwortung in diesem sensiblen Bereich. Statt von "Sexualerziehung" (die für manche verdächtig nach potenzieller Indoktrinierung klingt) ist nur noch von "Sexualpädagogik" die Rede.

Womit wir bei den Werten wären, dem zweiten großen Kritikpunkt: Der umstrittene Satz "Es ist nicht Aufgabe der Schule, bestimmte Werte vorzugeben" wurde zwar eliminiert - Begriffe wie Liebe oder Familie sucht man aber weiter vergeblich. Man mag das (wie der Katholische Familienverband) bedenklich finden; man kann sich aber auch damit trösten, dass es nun immerhin auch um "Beziehungsgestaltung" geht. Mehr ist in der - vergleichsweise vernünftigen - österreichischen Spielart einer "Sexualpädagogik der Vielfalt" nicht drin.

Fehlende finanzielle Ressourcen und ihre Auswirkungen

Was gegenüber dem Entwurf übrigens auch fehlt, ist der letzte Absatz über die finanzielle Unterstützung durch einen "Sexualerziehungsfond". Wenn es an den Ressourcen mangelt, um Lehrkräfte sexualpädagogisch weiterzubilden oder externe Experten zu bezahlen, wird dieser unfassbar erregende Erlass aber ohnehin schnell das werden, was die meisten Texte zu Unterrichtsprinzipien an Österreichs Schulen bislang waren: heiße Luft.

Dieser Artikel ist im Original unter dem Titel "Sex, Liebe und heiße Luft" am 25. Juni 2014 erschienen.

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