Krank durch falsche Ernährung
Die Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten steigt. Der Wandel der Lebensgewohnheiten verführt vielfach zu hastigen Mahlzeiten.
Die Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten steigt. Der Wandel der Lebensgewohnheiten verführt vielfach zu hastigen Mahlzeiten.
Daß wir heute im Überfluß leben, und daß uns eine große Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung steht, heißt noch lange nicht, daß wir uns auch richtig ernähren. Leider trifft eher das Gegenteil zu. Der Wandel der Lebensgewohnheiten und die Überfülle des Angebots verführen vielfach zu hastigen und unüberlegten Mahlzeiten. Ernährungswissenschafter meinen, daß Schädigungen nicht durch gesunde oder ungesunde Lebensmittel entstehen, sondern vielmehr durch die Art und Weise der Ernährung.
Das Wissen über Lebensmittel sollte daher einem viel breiteren Publikum zugänglich gemacht werden, betonte Professor Peter Czedik-Eysenberg anläßlich eines Seminars im Restaurant "Jahreszeiten" in Perchtoldsdorf bei Wien. Professor Czedik-Eysenberg ist Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE).
Bei Gründung der ÖGE nach dem Zweiten Weltkrieg ging es ursprünglich darum, die für die Zubereitung von Speisen notwendige Hygiene wieder herzustellen. Daß bei zu langem Kochen aber nicht nur Bakterien, sondern auch wertvolle Vitamine verlorengehen, war eine Erkenntnis, die sich aber erst im Laufe der letzten Jahre durchsetzte.
Heute werden im Rahmen der Ernährungswissenschaft sämtliche Aspekte von Ärzten, Technologen, Chemikern und Bakteriologen beachtet, um gesicherte Erkenntnisse an die Bevölkerung weitergeben zu können.
Für den Österreicher steht das Thema Ernährung an dritter Stelle seiner Prioritätenliste: Nach Wohnen und Erscheinungsbild ist das tägliche Essen ein wichtiger Faktor im Hinblick auf Lebensqualität.
Daß es trotz des hohen Stellenwertes der Nahrung sehr häufig zu Schädigungen und Mißbrauch kommt, hielt Maria Bauernfried, Ernährungswissenschafterin, anläßlich des Seminars in Perchtoldsdorf doch für recht bedenklich. "Nicht nur daß die Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten steigt, auch das Fehlverhalten im Bereich der Ernährung ist auffallend. Es gibt mehr als 600 propagierte Diäten die heute angepriesen werden, die aber alle nur eines gemeinsam haben, nämlich daß sie durch ihre Einseitigkeit schädlich und daher abzulehnen sind."
Wie sieht eine vernünftige, gesunde Ernährung also aus?
Bauernfried: "Man sollte davon ausgehen, daß kein Nahrungsmittel absolut verboten ist. Wichtig ist einzig und allein die richtige Zusammenstellung, die in zehn Punkten zusammengefaßt werden kann: * Abwechlsung; * fünf kleine Mahlzeiten; * sparsam mit Fett umgehen; * richtig zubereiten; * reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen (1,5 bis zwei Liter pro Tag); * Süßes ist in Maßen erlaubt; * Beilagen bevorzugen, täglich Rohkost essen; * Eiweiß - auch pflanzliches zu sich nehmen und * täglich Milchprodukte.
Die optimale Nährstoffzufuhr sollte aus 55 Prozent Kohlehydrate, 15 Prozent Eiweiß und 30 Prozent Fett bestehen. Tatsächlich essen wir im Schnitt nur 43 Prozent Kohlenhydrate und viel zu viel Fett, rund 45 Prozent.
Interessant ist auch die Bewertung der Ernährungsrisiken einerseits durch den Laien und andererseits durch Wissenschafter. Der Laie sieht die Risiken in folgender Reihenfolge: Umweltchemikalien, Zusatzstoffe, Ernährungsverhalten, schädliche Mikroorganismen und zuletzt natürliche Giftstoffe. Wissenschafter hingegen reihen folgendermaßen: Ernährungsverhalten, schädliche Mikroorganismen, natürliche Giftstoffe, Umweltchemikalien und Zusatzstoffe.
Wissenswertes über gesunde Ernährung, Seminare und Infos gibt es bei der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) unter der Wiener Telefonnummer 714 71 93.
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