Klimakrise: Wieviel Wohlstand braucht der Mensch?
Konsumansprüche wie SUV oder ein Karibikurlaub sind angesichts der drohenden Klimakatastrophe aus der Zeit gefallen. Warum "Wohlstand" heute eher "Wohlergehen" meint und mit Ruhe, Natur und Zeit zu tun hat.
Konsumansprüche wie SUV oder ein Karibikurlaub sind angesichts der drohenden Klimakatastrophe aus der Zeit gefallen. Warum "Wohlstand" heute eher "Wohlergehen" meint und mit Ruhe, Natur und Zeit zu tun hat.
Auch wenn man das Thema in der politischen Kommunikation gern tabuisiert: Die von der EU festgelegten Klimaziele, die Abfederung kriegsbedingter Energieengpässe, der Kampf gegen die Teuerung sind nur mit einer Reduktion unseres materiellen Konsums möglich.
Vom ärmsten Fünftel der Menschen in Österreich abgesehen werden wir unsere Ansprüche zurückschrauben müssen. Selbst mit den effizientesten Techniken sind die Herausforderungen der gegenwärtigen Umbrüche nicht bewältigbar. Das lässt sich leicht an den Zahlen der letzten dreißig Jahre ablesen: Die Effizienz unserer Autos, Maschinen und Wärmedämmungen ist massiv gestiegen – und trotzdem emittieren wir noch genauso viel Kohlendioxid wie 1990. Denn alle Effizienzgewinne wurden für unseren immer höheren Komfort abgeschöpft – für die Umwelt ist nichts übriggeblieben.
Ernsthaft auf einen Weg des Schutzes von zum Beispiel Biodiversität und Klima einzuschwenken, bedeutet also vor allem, sich ehrlich die Frage zu stellen, wie viel Wohlstand wir wirklich brauchen. Empirische Daten aus aller Welt zeigen, dass das Glück der Menschen stark von der Verwirklichung ihrer Grundbedürfnisse abhängt. Wer unterhalb jener Schwelle leben muss, die ein halbwegs auskömmliches Leben ermöglicht, wird schwerlich glücklich. Oberhalb dieser Schwelle trägt materieller Komfort jedoch zunehmend weniger zum Glück der Menschen bei.
In der Ökonomie kennt man das als „Prinzip des abnehmenden Grenznutzens“: Der zweite Apfel schmeckt nicht mehr so gut wie der erste, und der dritte nicht mehr so wie der zweite. Aber eben auch: Eine Birne schmeckt nicht mehr so gut, wenn man zuvor schon einen Apfel oder einen Kuchen gegessen hat. Offensichtlich ist der Mensch nur zur Aufnahme einer begrenzten Menge an Glück in der Lage – irgendwann ist er satt.
Was es zum Glücklichsein (nicht) braucht
Was also sind Grundbedürfnisse? Ohne eine vollständige Liste vorzulegen, gehören dazu sicher eine ausreichende, wohlschmeckende und gesunde Ernährung, eine ordentliche Gesundheitsversorgung, eine anständige Wohnung, der Zugang zu den wichtigsten Kommunikationsmitteln und die Möglichkeit zu einer leistbaren Mobilität in der eigenen Heimatregion. Darüber hinaus ein Grundangebot an Bildung, Kultur und Arbeitsplätzen sowie der Zugang zu den Geschäften des täglichen Bedarfs. – Aber: Das Beheizen der eigenen Wohnung auf 24 Grad Celsius im Winter oder Klimatisieren im Sommer, ein eigener SUV oder der Urlaub in fernen Ländern gehören nicht dazu. All das sind Annehmlichkeiten, von denen ab und an die eine oder andere ganz schön sein kann. Doch notwendig sind sie nicht, und wir werden aus oben genannten Gründen nicht umhinkommen, sie ein Stück zurückzufahren.
Ein solches Weniger an materiellen Ansprüchen könnte jedoch für viele Menschen ein deutliches Mehr an Lebensqualität bedeuten. Ein paar Beispiele mögen dies illustrieren:
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